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Was ist Gerontologische Pflege?
Gerontologische Pflege beschreibt, analysiert und betrachtet in kritischer Weise Pflegesituationen alter Menschen. Und das in ihrem Umfeld: im Kontext von Familie, Institutionen und der Gesellschaft. Themenbereiche, die berührt werden, sind Klinik, Sozial- und Kulturwissenschaft, Ethik und Politik.
Gegenstand – worum geht es in der Gerontologischen Pflege?
Im Zentrum steht die „Beschreibung, Analyse und Kritik von Pflegesituationen alter Menschen im familiären, institutionellen und gesellschaftlichen Kontext“ (Brandenburg, 2014, 280). Dabei steht eine fachlich angemessene, ethisch verantwortbare und gesellschaftlich unterstützte gute Pflege alter Menschen im Vordergrund. Die damit verbundenen Themenfelder beziehen sich erstens auf klinische Fragen. Diesbezüglich stehen z. B. Schmerzen, Mobilität, Ernährung oder der Umgang mit Menschen mit Demenz im Vordergrund. Zweitens sind für
die Gerontologische Pflege sozial- und kulturwissenschaftliche Problemstellungen interessant, etwa bezogen auf die Öffnung der Heime und ihre Anbindung ans Quartier. Und schließlich – drittens – thematisiert sie ethische und politisch relevante Herausforderungen, natürlich bezogen auf die Pflege alter Menschen. Gemeint sind z. B. Rahmenbedingungen, Organisation und Ressourcenallokation in der Pflege (→ Abb. 1).
Die Frage, ob osteuropäische Haushaltshilfen aus ihren Heimatländern für die Pflege in bundesdeutschen Haushalten angeworben und eingesetzt werden können oder ob der „Preis“ dafür in den Herkunftsländern zu hoch ist, gehört ebenfalls zu den Themen, denen sich die gerontologische Pflege stellen muss. Das Spektrum ist also weit gefasst und nicht allein auf die Verbesserung einzelner Versorgungssituationen fokussiert. Warum? Um dies zu verstehen, sind einige Ausführungen zum Wissenschaftsverständnis der Gerontologischen Pflege unerlässlich.
Was für eine Wissenschaft ist die Gerontologische Pflege?
Eine erste Antwort auf diese Frage kann durch einen Blick in Einführungen, Übersichtsarbeiten und Handbücher gefunden werden. Es liegen einige hervorragende Bände vor, z. B. von Corr u. Corr (1992), Abraham et al. (2001), Milisen et al. (2004), Nay u. Garratt (2010), Reed et al.
(2012). Speziell für Deutschland muss der von Hasseler et al. (2013) herausgegebene Band „Gerontologische Pflegeforschung“ genannt werden. Bezogen auf einzelne Krankheitsbilder mit Relevanz für die Gerontologische Pflege, z. B. die Demenz, gibt es ebenfalls ausgezeichnete Bücher (vgl. z. B. Innes et al. 2012, Downs u. Bowers 2014), auch in deutscher Sprache (z. B. Bartholomeyczik 2013).
Praxisbeispiel (in Anlehnung an Nolan 2012, 36/37): Frau Rieder ist Pflegefachkraft im Haus Sonnenschein, einer stationären Altenpflegeeinrichtung. Sie ist sehr anspruchsvoll und möchte präventive und gesundheitsfördernde Aspekte in der Gerontologischen Pflege fördern, auch, um unnötige Krankenhausaufenthalte zu verhindern. Sie nutzt die „Senses“ (→ Abb. 2) als Grundlage für eine Neuausrichtung ihrer Pflege, spricht intensiv mit ihrem Team, klärt die jeweiligen Rollen und Aufgaben, bezieht Betroffene und Angehörige mit ein. Am Ende hat Frau Rieder folgendes Ergebnis: ▬ Security: Sowohl die älteren Patienten als auch die Angehörigen sind besser informiert über Pflegeaktivitäten und notwendige Assessments auf der Station. Die Pflegenden haben eine genauere Vorstellung davon, was sie tun – und was sie lassen sollten. Insgesamt ist das Sicherheitsgefühl bei allen Beteiligten gestiegen. ▬ Belonging: Durch das systematische Miteinbeziehen der Angehörigen spielt nun deren Perspektive eine wichtige Rolle. Deutlich wird, dass die Zufriedenheit der alten Menschen angestiegen ist, sie sich besser akzeptiert fühlen und Betroffene wie Angehörige Perspektiven für eine Zukunft in der Einrichtung entwickeln können. ▬ Continuity: Durch die Einführung eines Bezugspflegesystems ist immer ein Ansprechpartner für die alten Menschen und die Angehörigen vor handen. Auch das Pflegeteam profitiert von der höheren Transparenz und besseren Abstimmung untereinander. ▬ Purpose and achievement: Fortbildungen über das Altersbild haben dazu geführt, dass neue und differenzierte Perspektiven im Hinblick auf Alter(n) im Team entwickelt wurden. Ältere Menschen – auch wenn sie in der Patientenrolle sind – werden nicht als „Pflegebedürftige“, „Demenzkranke“ oder „Gebrechliche“ wahrgenommen – sowohl Defizite als auch Kompetenzen des Alterns sind in den Blick geraten. Das hat den Umgang mit den Betroffenen verändert. ▬ Significance: Insgesamt hat die Neuausrichtung der Pflege an den „Senses“ bewirkt, dass sich ältere Patienten als Personen anerkannt fühlen, denn Pflegende konnten sich besser auf deren Bedürfnislage einstellen. Zeit und Geld in die Schulung vor Ort zu investieren, hat sich gelohnt, das „aktive Zuhören“ aller Beteiligten ist dafür ein Beleg. Warum ist dieser Ansatz so wichtig für die Gerontologische Pflege? Weil letztlich diese Zielvorgaben eine den Bedürfnissen der alten Menschen angepasste Pflege umwelt schaffen, daher für Theorie und Praxis in hohem Maße bedeutsam sind. Gerontologische Pflege wird hier nicht auf Interventionsforschung im klinischen Bereich reduziert (beobachtbar vor allem in den USA, aber auch zunehmend in Deutschland), sondern bleibt an einen umfassenden – sozialwissenschaftlichen – Ansatz gebunden. |
Lesen Sie den gesamten Beitrag hier: Was ist Gerontologische Pflege? Begriffsbestimmung
Aus der Zeitschrift GGP 01/2018
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