Interview

Kerstin Malich von Assa Abloy

„Metallbauer können ihr Geschäftsfeld erweitern!“

Kerstin Malich betreut als Techn./Kfm. Fachberaterin für Assa Abloy das Gebiet Bayern südlich der Donau. 60 Prozent ihrer Kunden sind Metallbaubetriebe unter anderem auch der Betrieb TTS Sanftleben (s. Unternehmensporträt Seite 17). Wir haben sie nach ihren Erfahrungen im Segment Sicherheitstechnik gefragt.

metallbau: Frau Malich, wie ausgeprägt ist in Bayern das Marktsegment Sicherheitstechnik?

Kerstin Malich: Vor allem jüngere Unternehmer suchen sich das Geschäftsfeld Sicherheitstechnik, für diese Tätigkeiten stellen die Metallbauer dann meist einen Elektroinstallateur an. Mit der Fachkraft kann der Betrieb im Bereich der Niederspannung (50–1.000 V Wechsel- bzw. 120–1.500 V Gleichspannung) alle Arbeiten ausführen. Das Gewerk Metallbau ist sonst auf Arbeiten im Bereich Kleinspannung (25 V Wechselspannung oder 60 V Gleichspannung) beschränkt und tut sich deshalb seit zwei, drei Jahren wegen der zunehmenden mechatronischen Anforderungen schwerer.

metallbau: Wie bewerten Sie die Chancen für den Metallbau im Geschäftsfeld Gebäudeautomation?

Malich: Wenn sich der Metallbauer breiter aufstellt und er bereit ist, im mechatronischen, elektronischen Bereich Aufgaben zu übernehmen, gibt es sicher gute Chancen. Wenn er auf dem Standpunkt beharrt, alles was ins Element eingebaut wird, ist meine Aufgabe, alles was jenseits des Kabels ist, betrifft ein anderes Gewerk, tut er sich schwer.

metallbau: Um welche Produkte geht es in Ihren Beratungsgesprächen meistens?

Malich: Vor allem um Türöffner und Schlösser — teils mechanisch, teils elektronisch und in letzter Zeit sind auch Türschließer zunehmend ein Thema. Im Bereich Brandschutz erweitert sich das um Feststellanlagen. Seit etwa drei Jahren geht es zudem verstärkt um selbstschließende Wohnungstüren in Mehrfamilienhäusern oder Hotels. In der bayerischen Landesbauordnung wurden dazu neue Vorgaben aufgenommen. Auch für Verriegelungskomponenten, die von externen Signalen angesprochen werden können — beispielsweise von Sprechanlagen oder Zutrittsanlagen, kommen inzwischen häufiger Nachfragen.

metallbau: Welche Aufgaben umfassen Ihre Beratung?

Malich: Ich bin gelernte Industriekauffrau und dank Weiterbildung bei Assa Abloy auch technisch sehr gut geschult. Neben Beratungsgesprächen zu unseren Produkten stehe ich auch in der Werkstatt oder auf der Baustelle zur Verfügung, um beispielsweise konkrete Abläufe der Montage von unseren Komponenten zu zeigen.

metallbau: Für welche Produkte benötigen die Metallbauer den Support von Assa Abloy?

Malich: Türöffner sind problemlos zu verarbeiten, wenn sie auf das System abgestimmt ausgewählt wurden. Den Türschließer bzw. das Türsystem muss man hin und wieder mal nachjustieren. Das kann sechs Monate nach Einbau schon einmal vorkommen, vor allem beim Neubau. Gebäude sind in den ersten Monaten stärker in Bewegung: Bänder laufen sich ein, Türen senken sich ein bisschen. Aber grundsätzlich verzeihen unsere mechanischen Produkte bei der Montage sehr vieles, anders die mechatronischen Elemente. Wenn die Anforderungen höher sind und das Türsystem z.B. durch Rettungswegtechnik komplexer wird, braucht es verstärkt Unterstützung — via Telefonhotline oder vor Ort auf der Baustelle. Für die Elektrik sind den Produkten Bedienungsanleitungen und standardisierte Kabelpläne beigelegt.

metallbau: Ist der Support kostenfrei?

Malich: Ja, der Support ist komplett kostenlos, selbst die technische Unterstützung auf der Baustelle. Natürlich geht es darum, ein vernünftiges Maß einzuhalten. Wenn wir die Verarbeitung von Produkten vor Ort zeigen, dann sind wir auch auf einen Lernerfolg bedacht.

metallbau: Im Zusammenhang mit Türautomation wird immer öfter über Systemintegratoren gesprochen, welche Funktion haben diese bei der Ausführung?

Malich: Systemintegratoren als Unternehmen beschäftigen Informatiker, Mechatroniker, Elektroniker und Elektriker, die genau die Schnittstellen zu den Handwerkern ausfüllen. Diese Leute sind umfassend kompetent. Assa Abloy hat in Bayern vier oder fünf Partnerfirmen, sodass wir direkt auf Systemintegratoren zugreifen können. Bei komplexen Anfragen von Bauherren bzw. Architekten verweisen wir auf diese Spezialisten, unser Support fällt so entscheidend geringer aus.

metallbau: Welchen Einfluss können Zulieferer auf die Auftragsvergabe nehmen?

Malich: Wir halten uns prinzipiell aus dem Markt heraus. Aber wenn wir von Architekten, Bauherren oder Generalunternehmern gefragt werden, geben wir Tipps, welche Betriebe mit unseren Produkten versiert umgehen können oder fachlich sehr gut sind.

metallbau: Können Sie eine Leistung beschreiben, die in ihren Anforderungen den Metallbau übersteigt?

Malich: Beispielsweise eine Türe mit Motorschloss und Rettungswegtechnik, auf die zugleich eine Zutrittskontrolle aufgeschaltet wird. Möglicherweise ist die Türe barrierefrei, das heißt, ein Drehtürantrieb wird installiert. Zudem muss die Rettungswegtechnik meist an eine Brandmeldeanlage angeschlossen werden. Bei diesen Anforderungen verarbeitet der Metallbauer häufig ausschließlich die Mechatronik in den Elementen oder er hat sich unternehmerisch bereits entsprechendes Fachpersonal in den Betrieb geholt. Falls nicht, ist es einfach nicht seine Kernkompetenz.

metallbau: Assa Abloy hat meines Wissens kein spezielles Programm für die Systempartner?

Malich: Für die Bereiche mechatronische Schließanlagen und Zutrittskontrolle haben wir aufgrund der technischen Komplexität ein gut funktionierendes Partnership-Programm, es gibt aber kein spezielles Partnerprogramm für Metallbauer. Vorteil einer losen Bindung an den Hersteller ist, dass die Metallbauer nicht spezielle Voraussetzungen wie beispielsweise eine Herstellerzertifizierung benötigen, um unsere Produkte zu verarbeiten. Auch Verpflichtungen, bestimmte Veranstaltungen zu besuchen, entfallen. Wir bieten aber ein umfassendes Schulungsprogramm, an dem der Metallbauer teilnehmen kann. Da wir kein spezielles Partnerprogramm haben, ist für uns natürlich die Bindung zwischen Betrieb und Außendienstmitarbeiter umso wichtiger.

metallbau: Was bereitet den Betrieben aktuell Schwierigkeiten?

Malich: Betriebe, die nicht zu den neuen mechatronischen und digitalen Wegen bereit sind, bei denen kann das Geschäft mittelfristig mal schwieriger werden. Der Wandel Richtung Elektronik und Digital wird erwartet, forciert vom Generationenwechsel, der in den nächsten zehn Jahren ansteht. Mit den jüngeren Unternehmern wird sich dann auch der Beschläge-Großhandel mehr in Richtung online verändern. Die klassischen Händler, bei denen der Metallbauer an die Theke kommt, um einen Türöffner zu kaufen, werden sich enorm reduzieren. Die Logistik nach dem Vorbild von Amazon wird das Geschäft dominieren.

Das Mediator System

Das selbstverriegelnde Fluchttürschloss mit elektrischem Türöffner ist VdS-geprüft und für Feuer- und Rauchschutztüren sowie für Fluchtwege zugelassen. Das System ist auch mit Mehrpunktverriegelung erhältlich, die verschiedene Türen über ein Hauptschloss und zwei Nebenschlösser an drei Punkten fest verschließt und verriegelt.
Mit diesem System sind Türen von außen grundsätzlich verschlossen. Das Gebäude kann aber dank Panikfunktion von innen ohne Schlüssel jederzeit verlassen werden – bei Gefahr und im „Normalbetrieb“. Außerdem können die Türen über eine Gegensprechanlage oder ein Zutrittskontrollsystem geöffnet werden, auch wenn sie permanent durch die Selbstverriegelung verschlossen sind. Selbst die Kombination mit einem Drehtürantrieb ist mit dem Mediator möglich.
Zudem verfügt die Systemkomponente über das allgemeine bauaufsichtliche Prüfzeugnis für die Verwendung von Feuer- und Rauchschutztüren. Außerdem erfüllt sie die Normen für Türen in Flucht- und Rettungswegen (DIN EN 179 und DIN EN 1125). VdS hat dem Mediator drei Eigenschaften bestätigt: Zum einen hat er die Zulassung als mechanisches Verschlusssystem. Außerdem ist er als elektromechanisches Stellglied für Zutrittskontrollanlagen anerkannt. Nicht zuletzt ist beim Mediator die elektronische Verschlussüberwachung im Schließblech VdS-anerkannt.

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