Energiespar-Contracting

Sanierungsbeschleuniger mit Einspargarantie

Mit Energiespar-Contracting (ESC) können Liegenschaftseigentümer ihre Gebäude von einem Energiedienstleister energetisch auf Vordermann bringen lassen – ohne Investitionen aus dem eigenen Haushalt, ohne zusätzliches Personal und ohne eigenes Spezialwissen. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) will das Instrument am Markt stärken.

Der Gebäudebestand spielt beim Erreichen der Klimaschutzziele eine Schlüsselrolle. Nur wenn dieser deutlich energieeffizienter wird, lassen sich die gesetzten Ziele wie die von der Bundesregierung bis 2050 angestrebte Klimaneutralität auch erreichen.

Einen wesentlichen Anteil am Gebäudeenergieverbrauch haben die Nichtwohngebäude: Zwar machen sie mit 2,7 Mio. nur etwa ein Siebtel des Gesamtgebäudebestands aus, aufgrund ihrer großen Flächen und der hohen quadratmeterbezogenen Verbräuche gehen jedoch 36 Prozent des gesamten Gebäudeenergieverbrauchs auf ihr Konto. Zu den Nichtwohngebäuden zählen neben Büros, Produktionsstätten oder Supermärkten auch etwa 186.000 öffentliche Gebäude von Bund, Ländern und Kommunen: Verwaltungsgebäude, Schulen, Kitas, Universitäten und viele mehr.

Für die öffentliche Hand ist Energieeffizienz ein zentrales Thema, nicht nur wegen hoher Energiekosten, sondern auch, weil Bund, Länder und Kommunen in Sachen Klimaschutz und Energieeffizienz Vorbild sein sollen. So verfolgen etwa viele Landesverwaltungen ehrgeizige Ziele zur Senkung der eigenen CO2-Emmissionen oder zur Klimaneutralität.

Dennoch herrscht an vielen Stellen Sanierungsstau. Gründe dafür sind neben knappen Kassen auch mangelnde Personalkapazitäten; es gibt niemanden, der sich um die Umsetzung von Effizienzmaßnahmen kümmern könnte. Gleichzeitig gibt es viele andere Anforderungen an Gebäude, wie Brandschutz oder Barrierefreiheit.

„All diese Gegebenheiten sprechen für den Einsatz von ESC“, sagt Cornelia Schuch, Leiterin des Contracting-Teams der dena. „Gerade jetzt, wo der öffentlichen Hand durch die Corona-Pandemie Steuereinnahmen wegbrechen, macht ESC Sinn. Denn dieses Modell ermöglicht der öffentlichen Hand, Effizienzmaßnahmen ohne Investitionen aus dem eigenen Haushalt umzusetzen.“

Sanierungsstau abbauen

Beim ESC überträgt der Gebäudeeigentümer die Energieoptimierung einem spezialisierten privaten Dienstleister, dem Contractor. Dieser betrachtet das Gebäude ganzheitlich mit dem Ziel, Energieverbrauch, Energiekosten und CO2-Emissionen zu minimieren. Die Höhe der Einsparung garantiert er vertraglich.

Dafür plant und realisiert er individuell auf die Liegenschaft zugeschnittene Effizienzmaßnahmen, tätigt in der Regel die notwendigen Investitionen und kümmert sich um die Instandhaltung der Technik, eine optimierte Betriebsführung und, wenn gewünscht, auch um die Wartung. Durch Monitoring und kontinuierliches Optimieren gewährleistet er, dass die Einsparung auch erreicht wird. Die Dienstleistungen und Investitionen refinanzieren sich durch einen Teil der eingesparten Energiekosten. Der andere Teil bleibt beim Auftraggeber als Einsparung.

Typische Maßnahmen im ESC

Zu den typischen Maßnahmen gehören beispielsweise die Erneuerung alter Heizkessel, der Austausch ineffizienter Pumpen, der hydraulische Abgleich der Heizungsanlage, die Optimierung oder der Einbau einer Gebäudeleittechnik oder auch der Einsatz energieeffizienter Beleuchtung. Auch ein höherer Modernisierungsbedarf der Anlagentechnik oder Maßnahmen an der Gebäudehülle lassen sich mit ESC umsetzen (sog. ESC plus).

Lassen sich die Investitionen nicht allein aus der Energiekosteneinsparung während der Vertragslaufzeit refinanzieren, kann der Gebäudeeigentümer mit einem Investitionskostenzuschuss auch bei umfangreicheren energetischen Modernisierungsmaßnahmen vom Vorteil der vertraglich garantierten Einsparung profitieren. Alternativ sind auch eine Laufzeitverlängerung des Vertrags oder passende Fördermittel denkbar.

Modellprojekte als Vorbild & Impulsgeber

Viele Kommunen und Länder sind sich ihrer Verantwortung in Sachen Energieeffizienz und Klimaschutz bewusst und stehen ESC grundsätzlich offen gegenüber. „Aus Veranstaltungen und Gesprächen wissen wir jedoch, dass viele von ihnen sich mehr positive ESC-Umsetzungsbeispiele wünschen, von denen sie lernen und an denen sie sich orientieren können“, so Schuch.

Deshalb hat die dena 2019 mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und zahlreichen Unterstützern auf regionaler und lokaler Ebene das Modellvorhaben „Co2ntracting: build the future! – Kommunen und Länder machen ihre Gebäude fit“ gestartet. In dessen Rahmen werden bis 2021 bundesweit qualitativ hochwertige ESC-Projekte initiiert und zur Umsetzung gebracht. Die Modellprojekte werden von der Orientierungsberatung über die gesamte Ausschreibungs- und Umsetzungsphase begleitet und durch fachkundige Projektentwickler unterstützt. Sie werden auf ihre Erfolgsfaktoren hin ausgewertet und als Vorbilder in die Breite kommuniziert. So sollen sie andere Gebäudeeigentümer der öffentlichen Hand zum Nachahmen anregen.

Zu den ESC-Modellprojekten gehören die Städte Pinneberg, Ratingen, Weil der Stadt und Konstanz, die Landkreise Mecklenburgische Seenplatte, Nordsachsen, Oder-Spree und Unstrut-Hainich sowie die beiden Bundesländer NRW und Rheinland-Pfalz. Die Liegenschaften umfassen mehr als 160 Gebäude, darunter Schulen, Berufsschulzentren, Verwaltungs- und Produktionsgebäude, Sportstätten, Gebäude von Polizei und Justizvollzugsanstalt und ein Schloss.

Wissenstransfer & Know-how-Aufbau

Mit dem durch das BMWi finanzierten Projekt „Bund-Länder-Dialog ESC“ hat die dena seit 2015 einen kontinuierlichen Austausch zwischen Bund und Ländern zum ESC etabliert. Der Dialog zielt darauf ab, den ESC-Markt zu stärken, etwa durch die Verbesserung der unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen für Contracting in den Bundesländern und den Aufbau regionaler Kompetenzen.

Dafür bezieht die dena alle relevanten Akteure – von politischen Entscheidern über Contracting-Anbieter bis hin zu Multiplikatoren – ein und bietet unterschiedliche Formate zum Informieren, Lernen und Vernetzen: Schulungen und Seminare verbessern das ESC-Know-how und sollen dazu beitragen, dass ESC mehr genutzt wird – auf Nachfrage- und Anbieterseite. Außerdem veranstaltet die dena fachspezifische Workshops mit Experten zu einzelnen Aspekten von ESC wie Finanzierung oder Geschäftsmodelle und bietet darüber hinaus Leitfäden und weitere Fachpublikationen zu ESC an.

Nähere Informationen unter www.kompetenzzentrum-contracting.de

Für die öffentliche Hand ist Energieeffizienz ein zentrales Thema, nicht nur wegen hoher Energiekosten, sondern auch, weil Bund, Länder und Kommunen in Sachen Klimaschutz und Energieeffizienz Vorbild sein sollen.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 10/2012

Energie effizienter nutzen mit Contracting

Die Bundesregierung hat mit den Energiewendebeschlüssen vom 06. Juni 2011 ehrgeizige Ziele zur Energieeinsparung im Gebäudebereich vorgegeben: Der Wärmebedarf soll bis 2020 um 20 % und der...

mehr

Klimaschutzbericht: Bundesregierung verpasst CO2-Einsparpotentiale der Gebäude zu heben

Die Bundesregierung verfehlt das Ziel, die deutschen Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 gegenüber dem Jahr 1990 um mindestens 40 % zu reduzieren. Laut Klimaschutzbericht 2017 wird Deutschland...

mehr

BuVEG sieht Klimapolitik der Bundesregierung kritisch: Milliarden an Ausgleichszahlungen für Versäumnisse in der Vergangenheit

Der Bundesregierung drohen Zahlungen in Milliardenhöhe an andere EU-Länder für Emissionszertifikate, wenn sie die EU-Klimaschutzvorgaben für Verkehr, Landwirtschaft und Gebäude nicht erreicht....

mehr