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Brexit Deutsch-britischer Handel schrumpft deutlich

Importe aus Großbritannien sind in den ersten Monaten 2019 eingebrochen. Deutsche Unternehmen exportieren auch weniger als noch vor einem Jahr in das Land. Wirtschaftsverbände warnen nun Boris Johnson.
Durchblick? Fahrzeugtechniker in Großbritannien inmitten unzähliger Neuwagen (Archiv)

Durchblick? Fahrzeugtechniker in Großbritannien inmitten unzähliger Neuwagen (Archiv)

Foto: Gareth Fuller / PA Wire / DPA

Seit Jahresbeginn ist der Handel zwischen Deutschland und Großbritannien deutlich zurückgegangen. Deutsche Unternehmen exportierten nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) von Januar bis Mai Waren im Wert von rund 35 Milliarden Euro nach Großbritannien - im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Rückgang von 2,3 Prozent. Die Importe aus Großbritannien sanken noch stärker um 6,1 Prozent auf 15 Milliarden Euro.

Mit einem Handelsvolumen von 50 Milliarden Euro in den ersten fünf Monaten des Jahres liegt das Vereinigte Königreich demnach aktuell nur noch auf Rang 7 der wichtigsten deutschen Handelspartner - 2017 war es noch Rang 5, 2018 Rang 6.

Grund ist vor allem die anhaltende Unsicherheit über den Austritt Großbritanniens aus der EU und die künftigen wirtschaftlichen Beziehungen. DIHK-Präsident Eric Schweitzer und andere Vertreter der deutschen Wirtschaft hatten den künftigen britischen Premierminister Boris Johnson bereits vor einem ungeordneten Brexit gewarnt.

DIHK: Viele deutsche Betriebe wollen woanders investieren

Johnson will das Abkommen über den EU-Austritt seines Landes mit Brüssel neu verhandeln. Seine Vorgängerin Theresa May war mit dem Deal im Parlament drei Mal gescheitert. Die Europäische Union lehnt aber jegliche Änderung an dem Abkommen ab. Johnson will daher notfalls am 31. Oktober ohne Austrittsvertrag aus der EU ausscheiden.

Der Brexit sei bereits jetzt eine große Belastung für die deutsche Wirtschaft, sagte Schweitzer. 70 Prozent der Betriebe mit Geschäft in Großbritannien erwarteten 2019 schlechtere Zahlen. Jeder achte Betrieb mit Geschäft dort wolle seine Investitionen auf andere Märkte verlagern - vor allem in die Länder des EU-Binnenmarkts. "Die neue britische Regierung hat immer noch die Chance, die negativen Folgen des Brexits für die Wirtschaft auf beiden Seiten des Kanals zu begrenzen. Die Unternehmen benötigen endlich einen klaren Fahrplan."

Wirtschaftsverband: Boris Johnson irrt - es wird Zölle geben

Auch der europäische Wirtschaftsverband Business Europe warnte vor einem ungeregelten Brexit. Die Folge eines No-Deal-Brexits wären "massive Zölle von heute auf morgen", sagte der Generaldirektor von Business Europe, Markus Beyrer, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Auch wenn Boris Johnson jetzt das Gegenteil behauptet, in diesem Punkt irrt er: Doch, es wird Zölle geben."

Beyrer sagte, ohne Vertrag werde das Vereinigte Königreich vom Status eines voll integrierten EU-Landes in den absoluten Nicht-Status stürzen. "Es gibt kaum ein Land auf der Welt, vielleicht von Nordkorea abgesehen, das einen noch schlechteren Stand an Vereinbarungen mit der EU hätte."

Business Europe gehören Wirtschaftsverbände aus den EU-Staaten und einigen benachbarten Ländern an, aus Deutschland sind der Industrieverband BDI und der Arbeitgeberverband BDA Mitglied.

kko/dpa