Der Eurotunnel zwischen Frankreich und Großbritannien soll nach den Plänen der EU-Kommission auch im Falle eines ungeregelten Brexits offen bleiben. Die Behörde präsentierte dem Europaparlament und den EU-Staaten entsprechende Notfallmaßnahmen. Demnach sollen Sicherheitsstandards und Lizenzen etwa von Zugführern nach dem EU-Austritt Großbritanniens noch drei Monate lang in Kraft bleiben. Voraussetzung sei, dass das Vereinigte Königreich seinerseits die bisherigen in der EU geltenden Sicherheitsstandards beibehalte, hieß es. Eurostar-Reisende etwa sollten ohne große Störungen zwischen den Bahnhöfen in London sowie Lille, Paris, Brüssel und Amsterdam pendeln können. 

Der 1994 eröffnete und rund 50 Kilometer lange Bahntunnel unter dem Ärmelkanal verbindet England und Frankreich. Neben dem Hochgeschwindigkeitszug Eurostar fahren auch Autozüge durch den Tunnel.

Großbritannien will am 29. März die Europäische Union verlassen. Die britische Regierung und die übrigen 27 EU-Staaten hatten ein Austrittsabkommen ausgehandelt, das im Parlament in London jedoch auf erheblichen Widerstand stößt. Am Nachmittag bat Premierministerin Theresa May die Abgeordneten im Unterhaus um mehr Zeit für Nachbesserungen ihres Brexit-Abkommens mit der EU. "Wir müssen nun alle die Nerven behalten, um die Änderungen zu bekommen, die dieses Haus verlangt hat, und den Brexit fristgerecht liefern", sagte May.

An diesem Donnerstag ist eine neue Abstimmungsrunde über die weiteren Schritte im Brexit-Prozess vorgesehen. Sollte das Parlament der Premierministerin mehr Zeit gewähren, wäre das bereits die zweite Verlängerung seit der Niederlage für den von ihr ausgehandelten Deal Mitte Januar. Das Risiko für einen Brexit ohne Austrittsvertrag nimmt daher zu. Ohne Abkommen würde ab dem 30. März bisheriges EU-Recht in Großbritannien nicht mehr gelten. Der grenzüberschreitende Handel und viele Bereiche des täglichen Lebens würden erheblich gestört werden.