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Hauptzollamt

Wappnen für Brexit: Deutlich mehr Zöllner am Flughafen Leipzig-Halle

Ein Zollbeamter kontrolliert auf dem Flughafen Leipzig-Halle den Inhalt eines Reisekoffers. Das Personal soll deutlich verstärkt werden.

Ein Zollbeamter kontrolliert auf dem Flughafen Leipzig-Halle den Inhalt eines Reisekoffers. Das Personal soll deutlich verstärkt werden.

Dresden/Leipzig. Der Zoll bereitet sich durch eine deutliche Personalverstärkung auf den EU-Austritt Großbritanniens vor. Allein am Flughafen Leipzig-Halle werden Anfang August 76 neue Zöllner die Arbeit aufnehmen und damit die Mitarbeiterzahl um gut die Hälfte verstärken. Damit stelle sich das Zollamt für den Fall des Brexit auf 18 000 zusätzliche Zollanmeldungen für Waren pro Woche ein, sagte Maximilian Hempel vom Hauptzollamt in Dresden. Derzeit gebe es 40 000 Anmeldungen pro Woche.

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Britische Sendungen bald zollpflichtig?

Etwa 40 Prozent aller Waren kommen aus Drittstaaten mit Zielort EU, sie sind somit zollpflichtig. Jährlich sind das beim Hauptzollamt Dresden 27 Millionen Sendungen. Dazu würden nach einem ungeregelten Brexit auch alle Waren aus Großbritannien zählen. Nicht jede davon müsse angefasst werden, bei den meisten reiche ein Blick auf die Zollpapiere, hieß es.

Die neuen Zöllner sollen direkt nach ihrer Ausbildung auf dem Airport ihre Arbeit beginnen. Derzeit seien etwa 150 Zöllner auf dem Flughafen tätig. Abgesehen von noch ausstehenden Urlaubsterminen würde die Einarbeitung unabhängig von den Austrittsverhandlungen zwischen der EU und Großbritannien Anfang August oder kurz darauf erfolgen, so der Sprecher. Zuvor hatte der MDR über das Thema berichtet.

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Bundesweit 900 neue Stellen

Während London noch immer nicht genau weiß, wohin die Reise beim Brexit gehen soll, bereitet sich der Zoll auf alle Eventualitäten vor. Auch für einen "No Deal" seien Vorkehrungen getroffen worden, hatte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) im Frühjahr bei einem Besuch in Leipzig versichert

Ohne ein Folgeabkommen für die Zeit nach dem Austritt aus der EU würden praktisch alle Güter, die zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich gehandelt werden, von den Zollbehörden kontrolliert. Aber auch mit einem Abkommen werde der Aufwand für den Zoll noch immens sein. Deshalb seien bundesweit 900 zusätzliche Stellen geplant, so Scholz.

Finanzminister für höhere Gehälter

Leicht sei es nicht, geeigneten Nachwuchs zu bekommen. Der Zoll konkurriere mit vielen anderen Bundesbehörden und privaten Unternehmen um Schulabgänger. Scholz will sich deshalb für höhere Gehälter beim Zoll einsetzen, um so die Attraktivität zu erhöhen. Die Behörde müsse mit Blick auf den Brexit schlagkräftiger werden.

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Brexit von der britischen Regierung doch noch abgeblasen werden sollte, erklärte Hempel: „Dann werden die neuen Kollegen in anderen Bereichen des Hauptzollamtes eingesetzt. Verwendung für qualifizierte Zöllner gibt es in jedem Falle.“

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Größter Absatzmarkt schwindet

Der Handel zwischen Deutschland und dem Vereinigen Königreich betrug laut Statistischem Bundesamt im Vorjahr 119 Milliarden Euro, wobei Deutschland 2017 Waren für 85 Milliarden Euro ausfuhr. Seit dem Brexit-Votum der Briten gehen die Ausfuhren zurück. Vor dem Votum war Großbritannien mit fast 89 Milliarden Euro Deutschlands größter Absatzmarkt, liegt aktuell auf Rang 5. Etwa 750 000 Arbeitsplätze hängen in Deutschland vom Handel mit Großbritannien ab. Niederlassungen deutscher Firmen gibt es auf der Insel rund 2500 mit 400 000 Mitarbeitern. In der Bundesrepublik haben britische Firmen 1500 Niederlassungen mit rund 270 000 Beschäftigten.

Von Winfried Mahr

LVZ

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