Ausgabe Nr. 10/11 2020 
Inhalt
Blickpunkt
AHK World Business Outlook Herbst 2020
DIHK-Außenwirtschaftsreport: Corona-Krise bewirkt Einbruch bei Waren-Begleitpapieren
Länder/Märkte
Langsame Erholung der deutschen Exporte
Zoll- und Außenwirtschaftsrecht
EU-Kommission schaltet Ursprungstool frei
EU-Kommission stellt Aktionsplan Zoll vor
Türkei verlängert Laufzeit für diverse Zusatzzölle
Diagonale Kumulierung in der Pan-Europa-Mittelmeer-Zone
Deutschsprachige Fassung der ICC-Force-Majeure-Klausel
Termine
Jubiläumskonferenz der AHK Polen am 17. November 2020
8. Russland-Konferenz am 16. Februar 2021 - virtuell
Blickpunkt
AHK World Business Outlook Herbst 2020
Für einen Großteil der deutschen Unternehmen im Ausland ist ein Ende der wirtschaftlichen Belastungen durch die Corona-Pandemie noch lange nicht in Sicht. Das geht aus dem aktuellen AHK World Business Outlook unter mehr als 3.500 Unternehmen mit engem Deutschlandbezug hervor, den der DIHK zusammengestellt hat.
 
Demnach haben sich die Geschäftslage und Erwartungen der Mitgliedsunternehmen der deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) seit Beginn der Pandemie zwar wieder leicht verbessert. Unter dem Strich bleiben die Geschäfte in vielen Weltregionen aber noch weit vom Vorkrisenniveau entfernt. Zudem ist die Investitionstätigkeit der Unternehmen unter anderem wegen der vielfachen Reisebeschränkungen noch nicht wieder in Gang gekommen. Konkret berichten 32 Prozent der deutschen Auslandsunternehmen von guten Geschäften und 22 Prozent von schlechten. Die Geschäftslage der Betriebe liegt damit nach dem Einbruch im Frühsommer im Schnitt wieder im positiven Bereich – jedoch deutlich unter dem Wert von vor einem Jahr.
 
Noch lange nicht wieder auf Vorkrisenniveau
 
Von einer Rückkehr zur Normalität mit Blick auf die eigenen Geschäfte kann daher vielerorts noch keine Rede sein: Über alle Weltregionen hinweg gehen insgesamt lediglich 4 Prozent der deutschen Unternehmen davon aus, dass sich ihre Geschäfte schon 2020 normalisieren werden. Eine Ausnahme ist China, wo bereits ein Viertel der Betriebe wieder im Normalbetrieb arbeitet oder davon ausgeht, dies noch in diesem Jahr zu tun. In der Eurozone rechnen 32 Prozent der Unternehmen für das Jahr 2021 mit einer Normalisierung ihrer Geschäftstätigkeit, 44 Prozent erst für 2022, und 19 Prozent erwarten dies sogar noch später.
 
Reiseeinschränkungen bleiben ein großes Problem
 
Die Gründe dafür sind vielfältig. Aktuell berichten 75 Prozent der deutschen Auslandsunternehmen von einer Belastung ihrer Geschäfte durch Reiseeinschränkungen – deutlich mehr als noch im Sommer (63 Prozent). 53 Prozent vermelden weniger Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen und 51 Prozent abgesagte Messen und Veranstaltungen. Als Top-Risiko für die Weltwirtschaft dominiert aus Sicht der Betriebe die Nachfrage (63 Prozent) noch vor wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (48 Prozent) und Wechselkursrisiken (28 Prozent).
 
Kostensenkung und Digitalisierung
 
In Reaktion auf die Corona-Krise müssen 66 Prozent der deutschen Auslandsunternehmen Kosten sparen, 61 Prozent wollen mehr digitalisieren, 46 Prozent aber auch Investitionen zurückfahren. Etwas verbessert im Vergleich zum Frühjahr zeigen sich die Beschäftigungsabsichten der deutschen Unternehmen im Ausland: Während kurz nach Beginn der Corona-Pandemie nur 11 Prozent der Betriebe neues Personal einstellen wollten, sind es inzwischen immerhin 26 Prozent.
 
Die Ergebnisse auf Deutsch und Englisch finden Sie hier zum Download.
 
DIHK-Außenwirtschaftsreport: Corona-Krise bewirkt Einbruch bei Waren-Begleitpapieren
Der weltweite Verkehr von Gütern und Waren ist in der Corona-Krise eingebrochen – entsprechend geht auch die Ausstellung von Dokumenten für den Warenverkehr merklich zurück. Das zeigt der DIHK-Außenwirtschaftsreport basierend auf einer Befragung der Industrie- und Handelskammern (IHKs) mit ihren mehr als 500.000 Kontakten zu auslandsaktiven Mitgliedsbetrieben.
 
Die Zahl der von den IHKs ausgestellten Ursprungszeugnisse – also der Dokumente, die Auskunft über den Ursprung von Waren geben – sank im vergangenen April um mehr als 18 Prozent gegenüber dem Vormonat. Auch auf Jahressicht zeichnet sich ein deutlicher Rückgang ab. Von den sogenannten Carnets – das sind zeitlich befristete Reisepässe für Waren, die nur vorübergehend, beispielsweise für Ausstellungszwecke, ins Ausland gehen – stellten die IHKs im zweiten Quartal 2020 sogar 73 Prozent weniger aus als im Vorjahreszeitraum.
 
Die Statistiken zu diesen Papieren haben eine hohe Aussagekraft nicht nur für die Auftragslage deutscher Exporteure, sondern auch für internationale Lieferketten und die Situation der global vernetzten deutschen Wirtschaft insgesamt. Ursprungszeugnisse können in Zeiten weltweiter Handelshemmnisse dabei helfen, Zölle zu vermeiden. Die Zahl der von den IHKs ausgestellten Ursprungszeugnisse war 2019 auf mehr als 1,5 Millionen gestiegen – so viele wie noch nie zuvor.
 
Die kompletten Umfrageergebnisse finden Sie hier zum Download.
 
Länder/Märkte
Langsame Erholung der deutschen Exporte
Laut statistischem Bundesamt sind die deutschen Exporte im September um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat gestiegen, die Ausfuhren lagen aber noch -3,8 Prozent unter dem Wert vom September 2019. Nach dem Einbruch im Frühjahr setzen die Exporte damit ihren Aufwärtstrend fort, erreichen aber noch nicht das Niveau von vor der Krise. Die Importe nach Deutschland sind gegenüber dem August 2020 um -0,1 Prozent gesunken, der Rückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat beträgt -4,3 Prozent.
 
In den ersten drei Quartalen des Jahres 2020 sind die deutschen Exporte damit um insgesamt rund -12 Prozent gesunken. Der Rückgang in die USA, dem größten Exportmarkt Deutschlands, beläuft sich sogar auf -15,8 Prozent. Auch die Ausfuhren nach Frankreich sind mit -17 Prozent überdurchschnittlich negativ. China ist die einzige größere Volkswirtschaft, bei der es zwar auch einen Einbruch der Exporte gab, dieser bis zum Ende des Jahres aber vermutlich wieder das Vorkrisenniveau erreichen könnte. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres liegt der Rückgang der deutschen Exporte nach China bei -3,1 Prozent.
 
Zoll- und Außenwirtschaftsrecht
EU-Kommission schaltet Ursprungstool frei
Die EU-Kommission hat am 13. Oktober den Startschuss für eine erste Variante des Online-Ursprungstools „Rosa“ freigeschaltet. Dort können Unternehmen ihr Produkt sowie die am Handel beteiligten Länder eingeben, um zu erfahren, ob sie Freihandelsklauseln nutzen oder weiterhin den vollen Zollsatz zahlen müssen. Das Ursprungstool ist in das neue EU-Handelsportal „Access2Markets“ integriert soll Unternehmen die Anwendung der Abkommen erleichtern.
 
EU-Kommission stellt Aktionsplan Zoll vor
Die EU-Kommission hat am 28.09.2020 ihren Aktionsplan Zoll veröffentlicht. Darin skizziert sie die Prioritäten und Vorhaben, die sie während der Legislatur von 2020 bis 2024 im Bereich Zoll umsetzen beziehungsweise anstoßen möchte. Der Aktionsplan umfasst vier Schwerpunkte: effektiveres Risikomanagement, Management des elektronischen Handels, Stärkung der Compliance, einheitliches Vorgehen der Zollverwaltungen.
 
Türkei verlängert Laufzeit für diverse Zusatzzölle
Die Türkei hat eine Verschiebung der Ablauffristen im Zusammenhang mit der Erhebung von Zusatzzöllen auf zahlreiche Waren angekündigt. Wie der Verordnung Nr. 2955 des türkischen Amtsblatts Nr. 31245 vom 24.09.2020 zu entnehmen ist, wird die Ablauffrist diverser Verordnungen zur Festlegung von Zusatzzöllen vom 30.09.2020 auf den 31.12.2020 verschoben. Bei einigen Verordnungen betrifft die Verschiebung lediglich das Fristende der „ersten Stufe“ und den Beginn der „zweiten Stufe“. Die gegenwärtig geltenden und im Zweifel höheren Zusatzzölle der „ersten Stufe“ greifen durch die jetzige Entscheidung länger und zwar bis zum 31.12.2020. Erst am 1.1.2021 treten die im Zweifel niedrigeren, unbefristeten Zusatzzölle der „zweiten Stufe“ in Kraft.
 
Die jeweils anwendbaren Zollsätze unterscheiden sich dabei je nach Ursprungsland. Das Ursprungsland ist i.d.R. mit einem nichtpräferenziellen IHK-Ursprungszeugnis oder einem Nachweis über den Präferenzursprung einer Ware zu belegen. Andernfalls können die in den jeweiligen Verordnungen genannten maximalen Zusatzzollsätze erhoben werden. Nähere Informationen erhalten Sie bei Ihrer IHK.
 
Diagonale Kumulierung in der Pan-Europa-Mittelmeer-Zone
Die EU-Kommission hat am 30.09.2020 eine neue Matrix zur Anwendung des Regionalen Übereinkommens über die Pan-Europa-Mittelmeer-Präferenzursprungsregeln bzw. der Ursprungsprotokolle zur diagonalen Kumulierung zwischen den Vertragsparteien dieses Übereinkommens veröffentlicht. In der Matrix neu vermerkt ist die seit dem 26.03.2020 bestehende Möglichkeit einer diagonalen Kumulierung zwischen der EU, der Ukraine und Georgien. Zuvor war bereits zum 1.12.2019 die Möglichkeit einer diagonalen Kumulierung zwischen der EU, der Türkei und den EFTA-Staaten (Schweiz, Lichtenstein, Island und Norwegen) hinzugekommen.
 
Deutschsprachige Fassung der ICC-Force-Majeure-Klausel
Die ICC Germany hat eine deutsche Übersetzung der aktuellen „ICC Force Majeure and Hardship Clauses 2020“ veröffentlicht. Die ICC weist darauf hin, dass Unternehmen mit der Aufnahme der Klauseln in ihre internationalen Verträge eine Regelung für den Fall treffen können, dass eine Vertragspartei aufgrund von höherer Gewalt nicht liefern kann. Eine kürzere, vereinfachte Fassung richtet sich insbesondere an kleinere und mittelständische Unternehmen. Die ICC-Klausel gibt es sowohl als Lang- als auch als Kurzversion. Weitere Informationen und den kostenlosen Download der Übersetzung finden Sie hier. Die englischsprachige Original-Version finden Sie hier. Nähere Informationen erhalten Sie auch bei Ihrer IHK.
 
Termine
Jubiläumskonferenz der AHK Polen am 17. November 2020
Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Mobilität, Demografie – welche Themen werden das deutsch-polnische Geschäft in den kommenden Jahren bestimmen und bieten die größten Marktpotenziale? Diesen und weiteren Fragen geht die hybride Jubiläumskonferenz der AHK Polen „Deutsch-polnische Zukunftsmärkte – Marktperspektiven und Chancen im Wandel“ am 17. November 2020 von 14.00 bis 17.00 Uhr nach.
 
Die Konferenz wird zeitgleich in Berlin und Warschau in hybrider Form stattfinden. Sprecher aus beiden Ländern diskutieren und stellen sich den Fragen der Online-Teilnehmer. Für Grußworte sind Bundeskanzlerin Angela Merkel und Premierminister Mateusz Morawiecki angefragt. Als Keynote-Speaker wird der Gewinner des Deutsch-Polnischen Wirtschaftspreises 2020, ein Vertreter der Firma Cloud Ferro erwartet. Die Konferenz ist Teil des Jubiläumsjahres der AHK Polen.
 
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Die Registrierung ist hier möglich.
 
8. Russland-Konferenz am 16. Februar 2021 - virtuell
Die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK Russland) organisiert mit Unterstützung des DIHK am 16. Februar 2021 ab 10 Uhr MEZ (12 Uhr Moskauer Zeit) die 8. Russlandkonferenz. Aufgrund der COVID-19 Pandemie findet die Russlandkonferenz erstmalig seit ihrem Bestehen digital statt. Der Fokus wird auf dem Thema: „Neue Wege: Deutsch-Russischer Energiedialog“ liegen.
 
Mit regelmäßig mehr als 500 Teilnehmern ist die alljährliche Russlandkonferenz die größte Veranstaltung im deutsch-russischen Wirtschaftskontext. Erwartet wird unter anderem die Präsenz hochrangiger Vertreter aus Politik und Wirtschaft.
 
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist – wie auch in den Vorjahren – kostenfrei. Bitte merken Sie sich den Termin schon heute vor. Die offizielle Einladung mit Programm und Anmeldelink wird voraussichtlich Mitte Januar veröffentlicht.   
 
 
 
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