Kaarst (EnergyCharts) - In den vergangenen Handelstagen waren im Zertifikatehandel für den Monat Dezember kaum Preisveränderungen feststellbar. Der Schlusskurs an der Londoner Börse ICE letzte Woche Mittwoch (12.06.) lag bei 24,82 Euro/t CO2 am 19.06. zum Zeitpunkt der Erstellung des Marktberichts notierte das Verschmutzungsrecht auf 25,19 Euro/t CO2. Die steigende Tendenz um 0,37 Euro/t CO2 oder 1,5 Prozent fällt also recht übersichtlich aus. Die 14-Tage Volatilität gemessen am "Average True Range"-Indikator ist seit Mitte Mai rückläufig und hat mittlerweile den niedrigsten Wert seit Ende August des letzten Jahres eingenommen. Geringere Schwankungsbreiten bei Commodities sind oft ein Zeichen für Orientierungslosigkeit, aber müssen auch als Vorbote für Phasen mit wieder höherer Volatilität verstanden werden. Denn findet der Kontrakt in den nächsten Tagen wieder eine Richtung, kann dieser Bewegungsimpuls recht dynamisch erfolgen und einen neuen länger andauernden Trend einleiten.
Gemischte Signale vom Brexit
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Das wohl politisch bedeutsamste Ereignis der vergangenen Wochen war der durch britische Abgeordnete erfolgreich verhinderte Versuch der Labour-Partei, eine Blockade eines No-Deal Brexits herbeizuführen. Mit 309 zu 298 Stimmen wurde die Maßnahme knapp abgewiesen. Obwohl es sich hierbei um ein bearishes Signal auf den CO2-Preis gehandelt hat, blieb ein nachhaltiger negativer Preiseffekt aus. Die Notierungen fielen am 12. Juni nach der Bekanntgabe zwar kurzzeitig zurück und handelten im Tief bei 24,57 Euro/t CO2, konnten sich im weiteren Wochenverlauf dann jedoch wieder erholen und verzeichneten seit letztem Donnerstag geringfügige Gewinne auf Tagesbasis.
Stabilisierung des Ölpreises unterstützt CO2-Notierungen
Die Stabilisierung des Ölpreises oberhalb von 60 US-Dollar/Barrel nach einer Attacke auf zwei Öltanker im Golf von Oman wirkte letzte Woche Donnerstag unterstützend auf den CO2-Preis. Derweil erhärtet sich der Verdacht aufgrund von Fotos des Pentagons, der Iran habe Schuld an den Tanker-Angriffen. Die USA schicken im eskalierenden Konflikt rund 1.000 weitere Soldaten in den Nahen Osten. Iran selbst weist die Vorwürfe zurück und spricht von einer altbekannten Taktik der USA, um politischen Druck auszuüben. Den Ölpreis lässt dieses Säbelrasseln allerdings kalt: Der Brent-Crude-Frontmonatskontrakt notierte zuletzt sogar leicht schwächer bei 61,77 US-Dollar/Barrel.
Konjunkturindikatoren brechen dramatisch ein
Am Montag fiel in den USA der Empire-State-Index, ein volkswirtschaftlicher Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung, für den Großraum New York um 26,4 Punkte auf -8,6 Zähler. Das ist der stärkste jemals verzeichnete Rückgang und das niedrigste Niveau seit Oktober 2016. Ein Wert unter null Punkten signalisiert eine Schrumpfung der wirtschaftlichen Aktivität. Am Dienstag folgte der deutsche ZEW-Index diesem Trend: Die Erwartungen im Juni sind ebenfalls eingebrochen. Handelskonflikte, Brexit, Kriegsgefahr im Nahen Osten - die konjunkturbelastenden Themen reißen nicht ab, was nun auch die EZB durch Aussagen Mario Draghis dazu bewegen könnte, auf ihrer nächsten Tagung am 25. Juli eine Zinssenkung zu beschließen. Entsprechend bullish reagierten nach der Rede Draghis am Dienstag die globalen Finanzmärkte, der Dax ging mit 12.331,75 Punkten beziehungsweise plus 2,17 Prozent aus dem Handel. Dieser Freudensprung wirkte auch auf das CO2-Dez-19-Zertifikat unterstützend, welches am Dienstag leicht im Plus bei 25,12 Euro/t CO2 aus dem Handel ging.
Besonderes Augenmerk richtet sich auf Fed-Sitzung
Neben der EZB werden die Marktteilnehmer in dieser Woche besonders auf die amerikanische Zentralbank Fed schauen, die am Mittwoch nach Erstellung dieses Marktberichts ihren Zinsentscheid bekanntgab. Es werden auch Signale hinsichtlich einer möglichen Zinssenkung als Reaktion auf die konjunkturellen Schäden durch den Handelskonflikt erwartet. Einige Beobachter könnten sich einen solchen Schritt im Herbst vorstellen. Ob sich der CO2-Preis von der ultralockeren Geldpolitik anstecken lassen wird oder ob die sinkende Nachfrage nach Zertifikaten aufgrund einer schwächeren Wirtschaftslage dominanter ist, bleibt abzuwarten. In der Vergangenheit zeigte sich zumindest letzteres tonangebend, wobei angemerkt werden muss, dass "damals" auch noch nicht so viele Hedgefonds mit von der Partie waren. /sk
Autor: Stefan Küster
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