Führung Der Schlüssel zum Unternehmenserfolg: Das richtige Personal

Immer mehr Unternehmen suchen Mitarbeiter mit digitaler Vision. Dabei scheitern viele oft am Management der Generationen. Es prallen die Wirtschaftswundergeneration, die Babyboomer sowie die Genrationen X, Y und Z aufeinander. Alle unterscheiden sich in ihrer Arbeitseinstellung, im Anspruchsdenken und Motivationsverhalten. Da sich die Aufgabenschwerpunkte im Gesundheitssektor ähnlich verändern werden wie in anderen Industrien, sollten sich Unternehmen personell noch besser darauf einstellen.

Der Schlüssel zum Erfolg bei der Suche nach digital affinem Personal: ein Mindset Shift in der Führung und Unternehmenskultur. – © stanislavss (stock.adobe.com)

Die demografische Entwicklung zeigt: Unsere Gesellschaft wird immer älter und junge Arbeitskräfte kommen immer weniger nach. Für Deutschland bedeutet das, dass bis zum Jahre 2030 acht Millionen Arbeitskräfte nicht mehr nachbesetzt werden können, weil die Babyboomer-Generation in Rente ist. Dieser Gap wird nicht durch die Digitalisierung, Künstliche Intelligenz (KI) und Robotics kompensierbar sein. Denn während Ängste gegenüber der Arbeitsplatzverdrängung durch die Digitalisierung die Schlagzeilen füllen, wird der zunehmende Mangel an Arbeitskräften ein internationaler Kampf um den Nachwuchs. Sprich: Entscheidend wird immer mehr, Fach- und Führungskräfte mit einem tiefen digitalen Verständnis zu finden. Das Problem: Viele Unternehmen im Gesundheitsbereich sind selbst nur allzu flüchtig auf die Entwicklungen und Herausforderungen der Digitalen Transformation vorbereitet.

Die Zukunft braucht digitale Talente

Seit Jahren kämpft die Branche gegen den mangelnden Bedarf an Pflegekräften und versucht händeringend Fachkräfte aus anderen Ländern zu gewinnen. Man ist wenig vorbereitet, die Know-how-Träger und Spezialisten, die durch die neuen Möglichkeiten wie etwa Machine Learning, Big Data, KI und Robotics zukünftig gebraucht werden, für sich zu gewinnen. Eine seit Jahren vernachlässigte Imagepflege ist mitunter der Grund, warum viele Top-Absolventen andere Wege gehen. Innovative Zukunftsthemen werden selten mit Gesundheits- und Pflegeberufen in Verbindung gebracht. Ein weiterer Grund ist der generelle Mangel an IT-Experten, die für unsere digitalisierte Arbeitswelt immer wichtiger werden. Die Nachfrage übersteigt branchenübergreifend schon längst das Angebot. In der Medizin der Zukunft werden aber wesentliche diagnostische Entscheidungen nicht mehr nur in der Hand eines Facharztes liegen, sondern im Zuständigkeitsbereich eines KI-Systems. Dafür bedarf es nicht nur Anwender digitaler Lösungen, sondern digitale Talente, die KI programmieren und interpretieren können. Gleiches gilt für alle Prozesse rund um Robotics und 3-D Druckertechnik.

Arbeitgeber sind in der „Bringschuld“

Um nun die besten IT-Köpfe für sich zu gewinnen, reichen klassische Rekrutierungsmethoden oft nicht mehr aus. Gleiches gilt für den durch Marketingprofis noch so professionell gestalteten Onlineauftritt. Das aktive Bewerben durch Kandidaten hat sich hin zu Unternehmen verschoben. Auf eine herkömmliche Stellenanzeige bewirbt sich heute fast niemand mehr. Unternehmen müssen gegenwärtig ihren Nachwuchskräften zeigen, dass sie ihren Mitarbeitern etwas bieten können und auch wollen. Dass sie es ernst meinen mit Arbeitnehmerattraktivität, Entwicklungsmöglichkeiten, flexiblen Arbeitszeiten, agilen Arbeitsmethoden und flachen Hierarchien.

Dafür ist eine Unternehmenskultur von Nöten, die Mitarbeitern Sinn für ihren Einsatz bietet. Zahlen, Daten und Fakten haben für die Wahl des Arbeitgebers natürlich eine Relevanz, doch zusätzlich muss ein Unternehmen für ein gesellschaftliches Thema stehen und sich entsprechend engagieren. Gerade im Gesundheitssektor müssen die Angestellten begeistert werden, um digitale Prozesse mitzugestalten und tradierte Strukturen bereitwillig aufzubrechen. Denn Transformationen sind nicht nur technologisch, innovative Organisationsverbesserungen, sondern immer eine unternehmenskulturelle Revolution, die alle verunsichert.

Gut aufgestellte Unternehmen pflegen bereits zu Studenten eine intensive Beziehung und identifizieren auf diese Weise mögliche Potenzialträger. Sie bieten Werkstudenten Jobs oder praxisrelevante Themen für Master- und Promotionsarbeiten an. Manche veranstalten sogenannte „Hackathons“, um gemeinsam nützliche Ideen für aktuelle Problemstellungen zu entwickeln. All diese Maßnahmen spiegeln sich in den sozialen Medien positiv auf die Arbeitgeberattraktivität wider. Im Gesundheitsbereich sind solche Aktivitäten leider noch unterentwickelt. Gerade in Krankenhäusern, wo die Weisheit primär den Ober- und Chefärzten überlassen wird. Unternehmenskulturell wird Führung in diesem Kontext immer noch durch ein sehr großes Abhängigkeitsverhältnis praktiziert. Auch das wird sich durch KI und Deep Reinforced Learning zukünftig auf verschiedene Experten verteilen. Darüber hinaus werden die neuen digitalen Technologien sowohl die medizinische Versorgung von Patienten als auch die Wirtschaftlichkeit und die Qualität des Gesundheitswesens erheblich verbessern. Momentan gibt es kaum eine Industrie, die über solch einen wertvollen Schatz an Daten verfügt und diesen zum Leidwesen der Patienten derart ineffektiv ausschöpft.

Um in Zeiten großer Umbrüche erfolgreich im Gesundheitswesen bestehen zu können, braucht es Fach- und Führungskompetenz. Nicht nur in der medizinischen Versorgung und im kaufmännischen Controlling solcher Einrichtungen, sondern ebenso in der notwendigen Transformation komplexer Strukturen und Prozesse. Dafür muss der Mindset Shift – insbesondere in unternehmenskultureller Hinsicht – endlich erfolgen. In diesem Zusammenhang spielen HR-Verantwortliche eine entscheidende Rolle. Sie nehmen eine strategisch wichtige Position ein, um die Weichen für die Zukunft zu stellen. Sie sind an unterschiedlichen Fronten gefordert und müssen die Mitarbeiter vom neuen Weg überzeugen.

Harald Smolak, HR-Direktor und Mitglied der Praxisgruppe Healthcare, Life Sciences, Chemicals beim Interim Management Dienstleister Atreus . – © Atreus