DGQ-Studie Wie gut sind Deutschlands Pflegeeinrichtungen?

Weniger als die Hälfte der Deutschen ist zufrieden mit dem Pflege- und Servicepersonal, 71 Prozent sehen den Grund dafür im Personalmangel. Das besagt ein Ergebnis der Studie der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ). Die Ergebnisse im Überblick lesen Sie hier.

Umfrage
Wie gut Deutschlands Pflegeeinrichtungen sind, wurde mit der Umfrage des DGQ abgefragt. – © cirquedesprit (stock.adobe.com)

In unserer alternden Gesellschaft werden gute Pflegeangebote und -services immer wichtiger. Mit dem Gesetz zur Stärkung des Pflegepersonals soll der Alltag von Pflegekräften und damit die Qualität in der Versorgung und Betreuung von Pflegebedürftigen verbessert werden. Neben einer höheren Personalausstattung sollen dies u.a. Fördermaßnahmen zur Digitalisierung bewirken. Wie die Deutschen die Situation in der Pflege bewerten und was Qualität in der Pflege für sie tatsächlich ausmacht, hat die Deutsche Gesellschaft für Qualität e.V. (DGQ) in einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage nachgefragt.

Deutsche sehen Optimierungsbedarf in der Pflege

Gemessen an persönlichen Erfahrungen gibt weniger als die Hälfte der Befragten (45 Prozent) an, mit der Arbeit des Service- und Pflegepersonals zufrieden zu sein. Die Arbeit des ärztlichen Personals bewerten sie etwas besser (51 Prozent). Insgesamt empfinden knapp zwei Drittel (62 Prozent) der Deutschen die Qualität der Pflegeservices in Deutschland als stark variierend. Eine nachlassende Qualität von Pflegeservices resultiert für 71 Prozent der Studienteilnehmer hauptsächlich aus dem zunehmenden Personalmangel und der hohen Überlastung des Personals. Nur 37 Prozent der Befragten glauben, dass die Versorgungs- und Leistungsqualität von Pflegeservices in Deutschland besser ist als im Ausland.

Die wichtigsten Qualitätskriterien bei der Bewertung von Pflegeservices sind für die Befragten eine gute fachlich-medizinische Betreuung (84 Prozent) sowie fachlich sehr gut geschultes Personal (83 Prozent). Die Mehrheit erwartet zudem innerhalb der Einrichtungen eine reibungslose Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen Pflegepersonal und Ärzten (83 Prozent). Gleichzeitig möchten sie als Angehörige oder Betroffene vom Personal verständlich und zeitgerecht informiert werden (82 Prozent).

„Pflege heißt immer Dienstleistung für den Menschen. Die Umfrage zeigt, dass für Verbraucher gute Pflege mit dem Personal steht und fällt. Hier gilt es, für alle Interessensgruppen aus Gesellschaft und Politik anzusetzen und folgende Frage zu beantworten: Durch welche Maßnahmen und in welchen Bereichen muss das Pflegepersonal entlastet oder gestärkt werden, um eine hohe Pflegequalität zu gewährleisten? Auch ein Blick über die Grenzen kann neue Impulse geben. Die Niederlande zeigen z.B. wie sich Pflege in verschiedenen Bereichen auch anders organisieren lässt“, kommentiert Claudia Welker, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der DGQ.

Digitalisierungsansätze in der Pflege treffen auf Wunsch nach Empathie

Im Rahmen des Gesetzes zur Stärkung des Pflegepersonals sind u.a. Fördermaßnahmen für digitale Anwendungen in der Pflege vorgesehen. Das Bundesministerium für Gesundheit verspricht sich durch den richtigen Einsatz eine Entlastung der Pflegekräfte. Die Mehrheit der Deutschen steht der Digitalisierung in der Pflege skeptisch gegenüber: 59 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass neue digitale Anwendungen Pflegeservices nur unpersönlicher machen. 82 Prozent der Befragten erwarten einen verständnisvollen und empathischen Umgang mit Pflegebedürftigen. Deswegen sei die Skepsis gegenüber digitalen Angeboten seitens der Verbraucher nicht überraschend. Für einen exzellenten Service ist rund die Hälfte der Befragten außerdem dazu bereit, mehr zu zahlen.

„Viele Deutsche verbinden mit Digitalisierung in der Pflege einen unpersönlicheren Service. Das könnte daran liegen, dass diese oft mit dem Einsatz von Pflegerobotern gleichgesetzt wird. Dabei können Robotik, Künstliche Intelligenz und die Digitalisierung von Prozessen das Pflegepersonal auch bei Routinetätigkeiten, wie der Dokumentation oder schweren körperlichen Tätigkeiten, entlasten. Somit bleibt mehr Zeit für das Wesentliche: Den persönlichen Umgang mit den Patienten. Im Ergebnis bedeutet dies die optimale Verbindung von Technologie, menschlicher Empathie und Zeit zu erreichen, um dadurch eine patientenzentrierte Versorgung der Pflegebedürftigen zu schaffen. Auch die Optimierung von Organisationsstrukturen und die Entwicklung einer Qualitätskultur dürfen dabei nicht außer Acht gelassen werden. Nur so lässt sich die Qualität in der Pflege spürbar, nachhaltig und ganzheitlich verbessern“, ergänzt Welker.

Über die Studie
Die bevölkerungsrepräsentative Online-Umfrage zum Thema Service- und Pflegequalität wurde von INNOFACT im Auftrag der DGQ im Oktober 2018 durchgeführt. Befragt wurden 1.010 Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 69 Jahren, die in Deutschland wohnen.