Mutige Gastro-Konzepte und neue Wertschätzung

Das 29. Symposium Feines Essen + Trinken am 9. und 10. Mai 2019 in München machte deutlich: Die Lebensmittelwirtschaft ist in Bewegung wie nie zuvor. Quantität verliert kontinuierlich an Bedeutung, Qualität und Individualisierung entscheiden zunehmend. Hinzu kommt die Integration völlig neuer Gastro-Konzepte, die den erweiterten Ansprüchen an Transparenz, Verantwortung und Top-Qualität begegnen.

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    © Symposium Feines Essen + Trinken
    1.000 Entscheider aus Handel, Industrie und Gastronomie verfolgten die Vorträge auf dem 29. Symposium Feines Essen + Trinken in München.
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    Hanni Rützler machte den Wertewandel in der Gesellschaft deutlich.
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    Auf dem Markplatz zeigten die Aussteller ihre innovativen Gastro-Konzepte und inszenierten ihre Produkte.

1.000 Entscheider aus Handel, Industrie und Gastronomie verfolgten die Vorträge und entdeckten eine Fülle von Food-Innovationen in beispielloser Konzentration. Über 400 Top-Entscheider aus dem Lebensmittelhandel, Vertreter von über 120 Industriepartnern sowie 27 Start-ups, prominente Sterneköche, Food-Journalisten und Blogger beteiligten sich lebhaft an dem produktiven Dialog zur Gestaltung der Branchenzukunft.

„We need change when it comes to food! How? Don’t put shit in it.“ Mit dieser mehrfach wiederholten Provokation befeuerte der belgischen Food-Pionier Lieven Vanlommel die Diskussion und forderte einen Wandel in der Branche: Clean Food, Waste-Management und ökologische Verantwortung werden immer wichtiger. Die Shopper wünschten sich reinere Produkte ohne Zusatzstoffe, die möglichst ressourcenschonend und nachhaltig produziert werden. Dazu kommt, dass immer weniger Zeit fürs Kochen aufgewendet wird, aber zeitgleich bewusste Ernährung immer wichtiger wird. Vanlommel ist Gründer von Foodmaker. Mit seinem nachhaltigen Erfolgskonzept will er nach Belgien nun auch Frankreich und Deutschland erobern.

Radikales Hinterfragen bisheriger Muster

Schon zuvor machte Hanni Rützler den Wertewandel in der Gesellschaft deutlich: „Schneller, billiger, mehr – macht uns nicht mehr glücklich“, so die Prognose der Foodtrend-Expertin. Die Phänomene werden immer diverser: vegane Ernährung, Spiritual Food, Peak Meat, Clean Food, Plant Based Food sind Schlagwörter der Stunde. Und es sind nur einige der vielen Entwicklungen, die Handel und Industrie fordern werden. „Es kommt eine neue Generation nach, die Essen radikal hinterfragt“, erklärte Hanni Rützler.

Jochen Pinsker, Senior Vice President, npdgroup Foodservice Europe, bestätigte den Wandel im Shopper-Verhalten: „Immer mehr Menschen haben weniger Zeit, um selber zu kochen. Sie geben mehr Geld in Restaurants und für Lieferservice aus. Zusätzlich kannibalisieren Lieferdienste den LEH. Der wiederum reagiert mit neuen Gastrokonzepten, um Kunden an sich zu binden.“

Aktive Umsetzung neuer Wertschätzung gefordert

In dem interdisziplinäre besetzten Abschluss-Panel – bestehend aus der Renate Künast, den Sterneköchen Harald Wohlfahrt, Johann Lafer und Björn Freitag sowie dem Food-Journalist Stevan Paul und dem flämischen Gastronomieexperten und Kitchen Rebel Hilaire Speuwers – wurde eine neue Wertschätzung von Lebensmitteln ausgerufen. So lautete das Fazit der erfahrenen Runde, dass der Wandel in der Lebensmittelbranche von Gesellschaft, Politik und Bildung gleichermaßen getragen werden muss. Die Vorschläge der Experten beinhalteten die Förderung von jungen Start-ups – insbesondere auch von Frauen, der Subvention der ökologischen Landwirtschaft und die Unterstützung von Gesellschaftsschichten, die sich biologisch hergestellte Produkte aus Kostengründen nicht leisten kann. Öffentliche Einrichtungen sollen als Vorbild dienen und ihre Kantinen auf nachhaltige und ressourcenschonende Produkte und Herstellung umstellen.

Marktplatz zeigt Kreativität

Auf dem Markplatz wurden die Diskussionen direkt an den Marktständen fortgesetzt. Jörg Pretzel, Vorstandsvorsitzender des Symposiums Feines Essen + Trinken, zeigte sich beeindruckt von der Dynamik im Dialog: „Führende Handelsentscheider und Topvertreter aus Industrie und Start-up begegnen sich an allen Ständen zum partnerschaftlichen Austausch aus Augenhöhe: Das gelingt in dieser Effektivität nur auf dem Symposium.“

Von innovativen Konzepten wie der ersten Trinkflasche, die Wasser nur über den Duft Geschmack verleiht (Air-up) bis hin zu den liebevoll zubereiteten Spezialitäten des Gastlandes Flandern überboten sich die Aussteller mit Inszenierungen ihrer Produkte. Flämische Spitzenköche wie Hilaire Spreuwers und Bram Heylens standen an Pfannen und Tellern, um die Entscheiderebene der Lebensmittelwirtschaft mit kleinen kulinarischen Kunstwerken zu überzeugen.

Das Live-Voting im Kesselhaus machte drei Aussteller des Marktplatzes zu Siegern: Nomoo aus Köln freuten sich dank ihres konsequent nachhaltigen Eis-Konzepts über die Auszeichnung zum innovativsten Produkt. Consorzio Toscano nahmen den Preis für die beste Inszenierung entgegen. Und den schönsten Stand fanden die Teilnehmer bei Bedford. Für die überzeugende Gastland-Präsentation wurden die flämischen Vertreter zusätzlich geehrt.

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