Alle Augen auf smarteres Glas GPD – die Branchenolympiade

Mehr als 1.000 Teilnehmer waren im Juni 2019 ins südfinnische Tampere gereist, aus den USA und Kolumbien, aus dem Kongo und den Vereinigten Arabischen Emiraten, aus China, Japan, Österreich und Deutschland. Sie erlebten 180 glastechnische Vorträge, Workshops und eine einmalige Kommunikationsplattform.

TähtiAreena war erneut Schauplatz der größten Kongressveranstaltung im Glas, mehr als 1.000 Teilnehmer aus Nord- und Südamerika, Asien, Afrika, Ozeanien und allen Teilen Europas reisten im Juni 2019 ins südfinnische Tampere. - © Kober

AGC, Arnold Glas, Asahi, Cardinal Glass, Corning, Trösch, NSG Pilkington, Saint-Gobain – wer die Teilnehmerliste studiert, denkt unwillkürlich an den Einzug der Nationen unter den olympischen Ringen. Über diesen Glasmikrokosmos unter finnischer Mitternachtssonne bei diversen Get together-Anlässen ist reichlich geschrieben worden, und doch sind die GPD ein Brennglas, unter dem hitzige Diskussionen, diskrete Businessgelegenheiten, Trendprognosen und das übliche Wer-hat-es-gerade-mit-wem, im übertragenen Sinn, zu einer aufgekratzten Energie kulminieren, wie man sie sonst nur von der Handvoll ganz großer Messen kennt. Dem können sich selbst Outsider schwerlich entziehen, wie die Präsenz von Herzog & de Meuron sowie – in tragender Rolle bei der Eröffnungsveranstaltung – von Studio Libeskind und des, zuletzt etwas struggelnden, E Mobility-Pioniers Tesla belegen.

Der Jorma-Effekt

Dass neben Letzteren auf großer Bühne Chefentwickler Prof. Sener Oktik vom türkischen Glasmulti Sisecam vor das Auditorium tritt, wo einst die Guardian Ikonen Russ Ebeid und Scott Thomsen im Rampenlicht standen, zeigt, was die Arbeit des scheidenden OK Chairman Jorma Vitkala stets in erster Linie auszeichnete. Über 27 Jahre hat er es vermocht, sicher mit ganz normalen Ups und Downs, diesem gleichsam Olympischen Dorf der Glasbranche Impulse zu geben, Reizpunkte zu setzen, zuletzt mit dem auch diesmal fortgesetzten Step Change Program die existenzielle Notwendigkeit von Brüchen ins Stammbuch zu schreiben, natürlich immer verbunden mit der besonderen Fähigkeit, den Gästen aus aller Welt das Gefühl zu geben, zu Besuch bei Freunden zu sein.

Die Zukunft wird zeigen, ob dies weiterhin gelingt. Aber dass mit mehr als 1.000 Teilnehmern die Bestwerte des vergangenen Jahrzehnts (Jorma zur GFF: "Und damals gab es eine funktionierende Solarbranche") angekratzt wurden – darunter sind fast 300 Tampere-Novizen – darf sich Mr. GPD zweifellos als persönliche Reverenz ans Revers heften.

Die Stadt aus Glas

Im regulären Vortragsprogramm findet sich ebendieses Out of the Box Thinking, etwa wenn Ansätze zur Vorstellung kommen, welchen Beitrag Smart Glazing zu Stadtplanungskonzepten der Zukunft leisten kann. Am Ende geht es schließlich um die Botschaft, dass das übergeordnete Ziel der Energieeinsparung den transparenten Werkstoff stärker, nicht schwächer macht. Und dieser Impetus zieht dann eben die entsprechende Zielgruppe an, wie den selbstständigen Entwickler für Projekte ausgehend vom Pre-Processing für schaltbare Gläser, mit dem wir bereits im Taxi vom gleichsam auf einer Waldlichtung gelegenen Flughafen zusammentreffen. So gesehen ist Tampere das Branchenolympia, nur ohne Doping und korrupte IOC-Mitglieder.

GFF berichtet in seiner Septemberausgabe auf mindestens sechs Seiten über die Finnland-Woche und widmet sich neben den interessantesten Technikthemen der angeschlossenen Ausstellung und der obligatorischen Glaston-Werksführung der exklusiven Gesprächsgelegenheit mit CEO Arto Metsänen, um mehr über die Hintergründe des Bystronic-Deals und zur Zukunft der GPD nach Jorma Vitkala ans Licht zu bringen.