BIV-Geschäftsstelle außer Kontrolle Stefan Kieckhöfel: Schatten der Vergangenheit

Kaum im Amt, ist der neue BIV-Vorstand mit einer heiklen Angelegenheit konfrontiert: Hauptgeschäftsführer Stefan Kieckhöfel hat offenbar den eigenen, wohlgemerkt toten, Vater als Platzhalter einer selbst erbrachten Dienstleistung missbraucht. Das legen GFF-Recherchen nahe.

BIV-Hauptgeschäftsführer Stefan Kieckhöfel muss sich unangenehme Fragen gefallen lassen. - © Friedrichs

Erich Kieckhöfel ist tot, verstorben im Oktober 2018. Daran lassen die Recherchen, die GFF bis ins hessische Idstein führten, keinen Zweifel. Und das wiederum bringt dessen Sohn Stefan Kieckhöfel, den Hauptgeschäftsführer des Bundesinnungsverbands des Glaserhandwerks (BIV), in Erklärungsnot. Hatte der doch auf der BIV-Mitgliederversammlung Mitte Januar 2020 das glatte Gegenteil behauptet: "Mein Vater ist schon über 90 Jahre alt, aber im Kopf fitter als mancher 40-Jährige. Er schreibt den Messereport", sagte der HGF vor versammelter Mannschaft. Mehrere anwesende Delegierte sowie GFF-Berichterstatter Matthias Heiler bestätigen den Vorgang.

Aufgekommen war das Thema durch die Einlassung des damals noch amtierenden Bundesinnungsmeisters Martin Gutmann zum viermal jährlich erscheinenden BIV-Messereport, den – so lautet die offizielle Version – seit Zeiten Kieckhöfels betagter Vater Erich im Auftrag des BIV abfasse, für ein üppiges Salär von zirka 14.000 Euro (Quelle Kieckhöfel; Gutmann geht von einer wesentlich höheren Summe zwischen 18.000 und 20.000 Euro aus).

Messereport als Stein des Anstoßes

Gutmann, dem die hohen Kosten, die der Messereport beim ohnehin klammen Verband verursachte, seit je ein Dorn im Auge waren, stellte auf der Mitgliederversammlung im Januar die Urheberschaft in Frage. "Wir haben den Messereport, der ja angeblich vom Vater von Herrn Kieckhöfel geschrieben wird", sagte Gutmann nach übereinstimmenden Angaben. Und weiter: "Ich glaube, der Messereport wird von Herrn Kieckhöfel während der Arbeitszeit geschrieben und der Vater stellt dann die Rechnung." Der scheidende BIM, der in seiner Amtszeit die undurchsichtige Dienstleistung immer wieder zur Sprache gebracht und damit auch den Unbill des HGF auf sich gezogen hatte, fragte daraufhin konkret nach dem Alter des Vaters ("Herr Kieckhöfel, Sie sind doch auch schon über 60. Wie alt ist denn Ihr Vater?") – woraufhin er oben stehende Antwort erhielt.

Umfangreiche GFF-Recherchen belegen nun, dass Erich Kieckhöfel bereits im Herbst 2018 unmittelbar vor der glasstec verstorben ist. Das wirft mehrere Fragen auf: Warum hat der HGF über die Erbringung der Dienstleistung gelogen? Wer schreibt den Messereport (spätestens) seit dem Tod des Vaters im Herbst 2018? Ist es Stefan Kieckhöfel selbst, wie der damals amtierende Bundesinnungsmeister (BIM) Martin Gutmann auf der Sitzung gemutmaßt hatte? Und auf welches Konto fließt eigentlich das Honorar für die Erstellung des viermal jährlich erscheinenden Messereports? Beauftragt sich der HGF in seiner Funktion als Geschäftsführer der Informations- und Werbegesellschaft des Glaserhandwerks tatsächlich selbst und überweist sich das Geld auf das eigene Konto?

Fehlende Transparenz

Antworten auf diese Fragen sind schwierig zu bekommen. Einen umfassenden Fragenkatalog von GFF hat HGF Stefan Kieckhöfel unbeantwortet gelassen. Und auch der im Januar neu gewählte Vorstand, mit dem doch eigentlich der Neuanfang im BIV gelingen sollte, scheint – Stand heute – nicht sonderlich an Aufklärung interessiert. Schlimmer: Es können oder wollen sich nicht einmal alle Mitglieder des Gremiums erinnern, dass das von Gutmann aufgeworfene Thema überhaupt Gegenstand auf der Mitgliederversammlung im Januar war.

In der aktuellen GFF-Aprilausgabe lesen Sie den umfassenden Bericht zu unseren Rechercheergebnissen und erfahren, warum es der Hauptgeschäftsführer auch in anderen Fällen nicht ganz genau zu nehmen scheint.