MHZ kündigt Rückzug von der Heimtextil an Kopetschny: "Der Messefokus hat sich verändert."

MHZ gehörte zu den Ausstellern der ersten Stunde: 50 Jahre lang war der Sicht- und Sonnenschutzhersteller auf der Heimtextil in Frankfurt vertreten. Für 2021 hat das Unternehmen seinen Rückzug von der Messe angekündigt. Mehr über die Beweggründe verrät Geschäftsführer Andreas Kopetschny.

Fachmessen sind nach Überzeugung von MHZ-Geschäftsführer Andreas Kopetschny auch künftig wichtige Marketinginstrumente für den Marktleader bei innen liegenden Sonnenschutzsystemen. - © Friedrichs

Seit mehreren Jahren beobachtet MHZ einen Rückgang bei den Besucherzahlen. "Die Heimtextil ist eine bedeutende Messe mit starken Besucherzahlen, jedoch hat sich der Fokus verändert", sagt Kopetschny. Die Hallen besuchten zunehmend Kunden, für die Ordermessen eine Bedeutung hätten, dies in Hinblick auf Produktsegmente wie Decken, Kissen und Bettwäsche. Für Stoffverleger, Flächenanbieter wie vermehrt auch Onlinehändler biete das an einem Ort präsentierte Angebot effiziente Beschaffungsmöglichkeiten.

Interesse an Sonnenschutzprodukten rückläufig

Dem klassischen Raumausstatter fehlen zunehmend die europäischen Verleger, bei denen er sich mit Stoffen eindeckt. "Das macht die Messe für ihn unattraktiver, darunter leiden unsere Besucherzahlen", bedauert der Firmenchef die schwierige Entscheidung. Statistische Erhebungen der Messe Frankfurt hätten zudem gezeigt, dass sich weniger als ein Viertel der Messebesucher für Sicht- und Sonnenschutzprodukte interessierten.

Erst vor einem Jahr war die Heimtextil mit einem neuen Konzept für den innen liegenden Sonnenschutz an den Start gegangen, um Einkäufersynergien für Raumausstatter und Inneneinrichter herbeizuführen. "Die Zusammenlegung der Deko-Branche war auf jeden Fall eine richtige Entscheidung, wir haben auf der Messe 2020 gute Gespräche geführt", bestätigt Kopetschny. Dennoch sei erneut ein Rückgang bei den relevanten Standbesuchern zu verzeichnen gewesen. "Offen gestanden hatten wir uns von der Tatsache, von Stoffanbietern umgeben zu sein, eine höhere Besucherfrequenz versprochen", resümiert er.

Messe Frankfurt bedauert Entscheidung von MHZ

"Die Entscheidung von MHZ bedauern wir sehr", sagt Sabine Scharrer, Director Heimtextil der Messe Frankfurt. "Uns ist bewusst, dass die Teilnahme an der Messe mit einem finanziellen und organisatorischen Aufwand verbunden ist." Dennoch biete sie durch die Positionierung als weltweit führende Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien große Umsatzchancen, Networking-Möglichkeiten und die Funktion als Trendbarometer zum Saisonstart.

Die Besucherstruktur hat sich laut der Direktorin ebenso gravierend verändert wie die Struktur im Handel; diese Tendenz werde sich fortsetzen. Die nächste Heimtextil liege terminlich wieder günstiger und beginne erst am 12. Januar 2021. "Wir würden uns freuen, MHZ in naher Zukunft wieder zu unseren Ausstellern zählen zu können und stehen weiter in Kontakt mit den Verantwortlichen", hebt sie hervor.

Potenzial regionaler Fachmessen analysieren

Gleichwohl zählen für MHZ Messeauftritte weiterhin zu den wichtigen Marketinginstrumenten. Neben der Präsenz auf der R+T in Stuttgart, der Bau in München und der FENSTERBAU FRONTALE in Nürnberg wird der Hersteller sein Augenmerk auch auf regionale Fachhandelsmessen richten. "Regionale Messen erfreuen sich eines verstärkten Besucherzulaufs, das liegt an kurzen Wegen und fokussierten Inhalten", sagt Kopetschny. Der Impuls sei von Kunden an MHZ herangetragen worden, eine Analyse möglicher regionaler Alternativen stehe bevor.