17.09.2021

„Wir müssen was auf Social Media machen.“ Wenn der Chef diese Parole ausgibt, ohne sich weiter zu erklären, ist oft Gefahr in Verzug. Denn ein nebulöses „was machen“ kann einen Haufen Geld kosten, wenn die Aspekte „Wie“, „Warum“, „Womit“ und „Wer“ unklar bleiben. Digitale Kommunikation braucht Strategie. Und ein effektives Controlling.

Dirk Biermann. Foto: Küchenplaner

Die Möglichkeiten, die das Netz und speziell die sozialen Netzwerke bieten, sind beeindruckend. Und sie sind derart umfangreich, dass die Übersicht abhandenkommen kann. Das beginnt schon mit der Auswahl der Plattformen. Facebook, Instagram, Pinterest oder doch besser TikTok? LinkedIn oder Xing? Wie funktioniert Snapchat? Was ist mit einem YouTube-Kanal? Und womit all das bestücken? Videos sind attraktiv. Sicher. Die Produktion von Bewegtbildern kann das Budget jedoch schnell sprengen. Dann lieber klassisch Text und Foto? Oder einen Podcast? Ist das zielführend? Und im Vertrauen: Was bedeuten eigentlich Begriffe wie Reels, Stories, IG-TV, repinnen und Insights? Oder Conversion, CTA und Long-Tail-Hashtag? Und wer soll mit all den produzierten Inhalten angesprochen werden?
Es ist noch gar nicht lange her, da führten Fragen wie diese in den vielen Unternehmen zu tiefen Stirnfalten. Weil es bequem schien und in Ermangelung tragfähiger Alternativen, wurde „das mit dem Social Media“ auf einen Auszubildenden abgeschoben. Die jungen Leute kennen sich doch mit sowas aus, mutmaßte die Chefetage. Und billig sind die Nachwuchskräfte auch. Denn ein eigenes Budget für Social Media? Das war meist nicht vorgesehen. Das verstellte auch den Weg zur gemessenen Nutzung der Aktivitäten.

Damit die digitale Kommunikation auf Social-Media-Plattformen wirklich effektiv ist, braucht es eine Strategie. Diese sollte auf Basis einer durchdachten Analyse erstellt werden. Was soll erreicht werden? Geht es darum, mehr Kunden zu gewinnen? Um mehr Umsatz oder die Gewinnung neuer Monteure? Soll das Image allgemein gefördert werden? Sollen konkret mehr Musterküchen abverkauft werden? Oder die konkrete Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie publik gemacht werden? Was ist nötig, damit das formulierte Ziel erreicht wird? Was findet jetzt schon statt? Wer ist die Zielgruppe? Und wie macht es der Wettbewerb?
Eine professionelle Social-Media-Strategie beleuchtet all diese Themen und ist erst zufrieden, wenn die Entscheider im Unternehmen Antworten darauf gegeben haben. Wozu auch verbindliche Aussagen gehören, wer für die Umsetzung verantwortlich ist und was das kosten darf. Und schließlich gehört zu einer sorgfältig ausgearbeiteten Strategie immer das Controlling. Erst die ehrliche Überprüfung der Aktivitäten schlägt die Brücke zu den formulierten Zielen und garantiert, dass die digitale Kommunikation Hand und Fuß hat – statt in der Vielfalt der Plattformen und Inhalte an Sinn einzubüßen.

Wie elementar eine professionelle digitale Kommunikation auch für Küchenhändler inzwischen geworden ist, wurde vor einigen Wochen im Gespräch mit Claudia Seltmann-Schönfelder deutlich. Ich habe mich mit ihr über die Inhalte ihrer Forschungsarbeit zum Thema „E-Commerce im Küchenhandel“ unterhalten. Eine zentrale Erkenntnis dieser Arbeit lautet: Kunden haben nicht nur die Informationsphase ins Netz verlegt, sie entscheiden sich auch online, welchen Händler sie aufsuchen. Vor diesem Hintergrund erhält ein professioneller digitaler Auftritt eine weitere Dimension. Das gesamte Interview mit Claudia Seltmann-Schönfelder lesen Sie ab Seite 18 in dieser Ausgabe.

Neben diesen und weiteren Facetten zum Themenkomplex Digitalisierung wenden wir uns in diesem KÜCHENPLANER intensiv der Küchenmeile 2021 zu. Zum Redaktionsschluss Mitte August liefen die Planungen in den Messezentren auf Hochtouren. Angesicht einer absehbaren weiteren Infektionswelle drückt eine ganze Branche die Daumen, dass diese Pläne im September wirklich umgesetzt werden können. Was auch für die küchenwohntrends im Oktober in Salzburg gilt.

Wünschenswert wäre dies aus vielerlei Gründen. Dazu zählt auch die Qualität der Kommunikation zwischen Industrie und Handel. Denn auf digitalen Kanälen mit hochwertigem Content präsent zu sein, ist notwendig, aber nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist der lebendige Austausch. Ausschließlich eigene Inhalte zu senden, genügt dafür auf Dauer nicht. Seinen Kunden genau zuzuhören und gemeinsam im Gespräch zu sein, ist für eine gelingende Kommunikation unerlässlich.

Dirk Biermann
Chefredakteur KÜCHENPLANER online/offline