Neuss steigt in den sozialen Arbeitsmarkt ein Stadt macht Arbeitslosen ein Jobangebot

Neuss · Bürgermeister Reiner Breuer will Förderprogramme des Bundes zur Integration von Hilfeempfängern nutzen. Die Caritas schließt sich an.

 In der Grünpflege werden in den kommenden Jahren neue Jobs entstehen. Einige könnten mit Langzeitarbeitslosen besetzt werden, die so für fünf Jahre  wieder einen sozialversicherungspflichtigen Job bekommen. Im Rathaus sucht man aber noch weitere Beschäftigungsfelder.

In der Grünpflege werden in den kommenden Jahren neue Jobs entstehen. Einige könnten mit Langzeitarbeitslosen besetzt werden, die so für fünf Jahre  wieder einen sozialversicherungspflichtigen Job bekommen. Im Rathaus sucht man aber noch weitere Beschäftigungsfelder.

Foto: Awista/Ansgar und Sabine van Treeck

Die Stadt Neuss will einen eigenen Beitrag zur Schaffung eines sozialen Arbeitsmarktes leisten. Das kündigt Bürgermeister Reiner Breuer (SPD) an, der im Rathaus möglichst rasch Jobs für Langzeitarbeitslose schaffen möchte. Befeuert wird seine Initiative durch zwei Förderprojekte des Bundesarbeitsministeriums, die zum 1. Januar greifen werden. Ein Tätigkeitsfeld wird sich nach Breuers Ansicht in der Grünpflege auftun. Aber eben nicht nur. „Wir haben schon einige Ideen dazu“, ergänzt der Beigeordnete Holger Lachmann, der die Stadtverwaltung in der Pflicht sieht, eine Vorreiterolle zu übernehmen.

Der Ankündigung Breuers folgt prompt die politische Kommentierung aus den Reihen der Sozialdemokraten. Etliche Neusser, die seit vielen Jahren erfolglos einen Job suchen, werden davon profitieren, sagt der Fraktionsvorsitzende Arno Jansen. Wenn nicht bei der Stadt, dann vielleicht anderswo. Denn das Datum 1. Januar haben auch andere Partner der Arbeitsverwaltung vor Augen. Zum Beispiel die Caritas-Sozialdienste. „Wir werden sicher in der Radstation und unseren Kaufhäusern einige Arbeitsplätze anbieten“, kündigt Geschäftsführer Dirk Jünger an.

Förderinstrumente, um Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit zu bringen, gab es schon viele. Doch nicht alle waren wirklich erfolgreich. Deswegen hat der Gesetzgeber im Sozialgesetzbuch den Paragrafen für die Eingliederung Langzeitarbeitsloser neu gefasst und einen weiteren unter der Überschrift „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ hinzugefügt. Beide sind auf Förderzeiträume von bis zu fünf Jahren angelegt und „locken“ interessierte Arbeitnehmer mit Lohnkostenzuschüssen von bis zu 100 Prozent – wenn jemand sozialversicherungspflichtig beschäftigt wird, also auch einen Rentenanspruch erwirbt.

Bislang hatte die Stadt in Kooperation mit dem Jobcenter nur kleinere Projekte betrieben, sagt Breuer. Jetzt könne man größer einsteigen, ergänzt Lachmann, weil Argumente wie Zusätzlichkeit oder Wettbewerbsneutralität entfallen. „Die Prüfungskriterien sind nicht so intensiv, das macht das Modell leichter handhabbar“, sagt er. In der Vergangenheit sei doch viel an der Bürokratie gescheitert. Lachmann stellt aber auch klar: „Reguläre Jobs werden dadurch nicht entfallen.“

Für den politischen Unterbau hat der Stadtrat schon gesorgt. Der hat mit dem Stellenplan auch beschlossen, so berichtet Arno Jansen, bei der Stellenbesetzung auch geförderte Beschäftigungsmöglichkeiten einzubeziehen. Jansen sieht für Langzeitarbeitslose im Amt für Stadtgrün, Umwelt und Klima gute Perspektiven. „Dort werden Personalstellen bedarfsgerecht und nach einem Grünpflegeplan aufgestockt“, sagt er. Parallel zu Gesprächen mit dem Jobcenter läuft aber im Rathaus die Prüfung, wo und wie Langzeitarbeitslose eingesetzt werden können, ergänzt Lachmann. Er will einen schnellen Einstieg schaffen.

Dirk Jünger findet die Idee, Langzeitarbeitslose dank Bundesgeldern für Jahre anstellen zu können, gut. Bei bisherigen Modellen konnten diese Menschen beim Dienstantritt meist schon das Ende sehen. „Das war schlecht für die Motivation“, sagt er. Jetzt aber würden sie aus den Rahmenbedingungen der Arbeitslosenhilfe heraustreten. Und für ältere Arbeitslose könnte ein solcher Job eine Brücke in die Rente sein – wo sie dann mehr herausbekämen als nur die Grundsicherung.

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