Fast 100.000 Betroffene in NRW Wenn Kinder und Jugendliche ihre Eltern pflegen

Witten · Wenn ein Elternteil schwer krank ist, springen oft die Kinder bei der Pflege ein. Darunter leidet die Schule, aber auch die Psyche. Obwohl bundesweit Hunderttausende betroffen sind, ist das Problem kaum bekannt.

 Die 15-jährige Lana Rebhan aus Bad Königshofen kümmert sich nach der Schule um ihren nierenkranken Vater Jürgen. Als Hilfsangebot hat sie ein Forum gegründet. Für ihr Engagement wurde sie auch ausgezeichnet.

Die 15-jährige Lana Rebhan aus Bad Königshofen kümmert sich nach der Schule um ihren nierenkranken Vater Jürgen. Als Hilfsangebot hat sie ein Forum gegründet. Für ihr Engagement wurde sie auch ausgezeichnet.

Foto: Anand Anders/dpa

Als Lana Rebhan das erste Mal merkte, das zu Hause irgendetwas nicht richtig läuft, war sie acht Jahre alt. Damals holten Sanitäter ihren Vater mit Blaulicht ab, um ihn ins Krankenhaus zu bringen. Diagnose: Nierenversagen. Weil Jürgen Rebhan an Zystennieren leidet, einer Erbkrankheit, war die Prognose schlecht. Der 52-Jährige ist lebenslang auf Pflege angewiesen. Nach seinem Klinikaufenthalt arbeitete seine Frau weiter, um die Familie zu ernähren; er musste daheim bleiben, alleine mit seiner Tochter, wenn diese die Schule beendet hatte. Statt eines Einkaufszettels hing am Kühlschrank ein Notfallplan mit genauen Anweisungen. Mit dem Haushalt kam Lana alleine zurecht. „In dem Alter sind deine Eltern für dich eigentlich Superhelden“, erzählt die heute 15-Jährige, „und dann realisierst du plötzlich, dass sie auf deine Hilfe angewiesen sind.“