Pilotprojekt zu Chancen und Risiken Neusser Krankenhaus testet Pflegeroboter

Neuss · „Pepper“ war einen Tag lang zu Gast im St.-Alexius-/St.-Josef-Krankenhaus. Mit dem Projekt sollen Chancen und Risiken der Robotik in der Pflege erfasst werden. Die ersten Reaktionen fielen vielfältig aus.

 Patientenroboter „Pepper“ mit Andrea Kuckert-Wöstheinrich und  Rainer Pappert.

Patientenroboter „Pepper“ mit Andrea Kuckert-Wöstheinrich und  Rainer Pappert.

Foto: Andreas Woitschützke

Ein ungewöhnlicher Besucher wurde am Freitag im Alexius/Josef-Krankenhaus empfangen: Der Roboter „Pepper“ war einen Tag lang Gast auf allen 13 Stationen und präsentierte sich Mitarbeitern und Patienten. Der Auftritt des interagierenden humanoiden Roboters diente als Auftaktveranstaltung für eine Studie, an der insgesamt 25 Länder teilnehmen. Neben Unternehmen aus Ländern wie Südafrika, Japan, Thailand, Estland und Israel ist die St.-Augustinus-Gruppe das einzige Unternehmen aus Deutschland, das an der Studie teilnimmt.

„Es geht uns vor allem darum, die Chancen und Risiken der Robotik in der Pflege zu erfassen“, erklärte Rainer Pappert, Geschäftsführer der St.-Augustinus-Gruppe. Daher wolle man im Rahmen der Studie insbesondere die Meinungen und Erwartungen der Mitarbeiter dazu abfragen. Die Digitalisierung sei zwar längst im Gesundheitswesen angekommen. „Doch als christlich geprägtes Unternehmen müssen wir uns ganz besonders mit einem Thema wie der Robotik in der Pflege auseinandersetzen“, so Pappert. Wenn Roboter in der Pflege eingesetzt werden, sei die zentrale Frage: „Wo kommen wir denn dahin? Das wollen wir mittels der Studie erfahren“, so Pappert.

Projektleiterin Andrea Kuckert-Wöstheinrich betreut die Studie und rechnet damit, bis zu 70 ausgefüllte Fragebögen an die Middlesex University in London verschicken zu können. „Wir wollen wissen, wie unsere Mitarbeiter zur Robotik in der Pflege stehen. Ob Skepsis oder die Akzeptanz überwiegt.“

Einen ersten Eindruck gab es beim Rundgang mit Pepper. „Die Reaktionen waren vielfältig“, so Kuckert-Wöstheinrich. Es habe Mitarbeiter gegeben, die meinten: „Oh, wie eklig oder furchtbar.“ Andere wiederum zeigten sich sehr interessiert und versuchten sofort, mit Roboter Pepper zu kommunizieren, berichtet sie. Auch die Reaktionen der Patienten waren unterschiedlich. Insbesondere die Jüngeren seien geradezu fasziniert gewesen, mit Pepper zu interagieren, indem sie ihm Aufträge für personalisierte Nachrichten erteilten. „Dagegen kam auf den drei Stationen der Geronto-Psychologie gar keine Reaktion von den Patienten“, erzählt Kuckert-Wöstheinrich. Nicht einmal die Lieder, die Pepper beherrscht – darunter „Hänschen klein“ oder „Kommt ein Vogel geflogen“ – bewegten ältere Patienten zum Mitsingen.

Auch von den Mitarbeitern sei keiner emotional berührt gewesen durch Pepper, hat Kuckert-Wöstheinricht festgestellt. Die skeptischen Stimmen überwogen. Den einen gefiel seine Stimme nicht, andere kritisierten dessen geringe Aktivität und wieder andere sorgten sich, ob der Roboter Mitarbeiter ersetzen solle. Letztere Ängste konnte Pappert sofort nehmen: „Wir sind weit davon entfernt, dass Robotik in der Pflege Alltag werden könnte. Der Auftritt von Pepper hat aber Berührungsängste genommen und gleichzeitig das Thema auch entzaubert.“ Zudem sei deutlich geworden, dass sich einige Mitarbeiter künstliche Intelligenz unterstützend in der Pflege sehr wohl vorstellen können. Sonst wären nicht so viele Fragen gestellt worden wie: Kann Pepper Blutdruck messen? Ist er in der Lage, Patienten zu halten beim Bettwäschewechseln? Erinnert er an ausreichendes Trinken? Ob das auch wesentliche Fragen von Pflegenden in anderen Ländern sind, soll die Studie auch untersuchen.

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