Was Ärzte heute wissen 100 Erkenntnisse zu Corona
Düsseldorf · In der Corona-Krise fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Wir haben 20 renommierte Ärzte gebeten, die Summe des aktuellen Wissens und Handlungsanweisungen in 100 Sätzen zusammenzufassen.
24.03.2020
, 11:25 Uhr
100 Erkenntnisse? Einige Thesen haben wir in den vergangenen Wochen häufig gehört. Manche aber sind neu oder ungewöhnlich, weil wir über vieles rund um das Coronavirus noch nicht nachgedacht haben. Welche Medikamente darf man jetzt noch nehmen? Sind Allergiker Risikogruppen? 20 Experten geben Antwort.
- Viele Menschen sind unwissentlich infektiös und stecken andere ungewollt an. So steigen die Fallzahlen.
- Auch Menschen ohne Krankheitssymptome können infiziert sein und andere anstecken.
- Auch infizierte Kinder ohne Symptome können andere anstecken.
- Wer anderthalb, besser zwei Meter Abstand zu anderen Menschen einhält, kann sich nicht anstecken.
- Wo man einander zu nahe kommt, sollte einer freundlich, aber eindeutig sagen: „Bitte Abstand halten!“
- Die Bäckerei oder Metzgerei sollte stets nur ein Kunde betreten dürfen.
- Anderen Menschen auf der Straße, in Geschäften oder im Büro auszuweichen ist intelligent.
- Niesen sollte man immer nur ins Taschentuch oder in die Armbeuge, nie in die Hand.
- Wer aber nur niesen muss, sonst aber keine Symptome hat, ist nicht mit dem Coronavirus infiziert.
- Lautes Sprechen überträgt das Coronavirus besser als leises.
- Das Cononavirus ist nicht so robust wie das Norovirus. Gründliches Händewaschen tötet es ab.
- Hände waschen sollte man immer, wenn man fremde Türklinken, Tastaturen, Touchscreens, Oberflächen, Türklingeln und Lichtschalter berührt hat.
- Mit seinen Händen sollte man sein Gesicht tunlichst nicht berühren. Oder sie vorher waschen.
- Handschuhe aus Stoff mindern das Infektionsrisiko.
- In der Waschmaschine sterben Viren ab.
- Generell gilt: Wer das eigene Haus oder die eigene Wohnung betritt, sollte sich die Hände waschen.
- Ein langsamer Beginn der Covid-19-Erkrankung ist im Gegensatz zur plötzlich beginnenden Influenza-Grippe typisch.
- Anders als beim Influenza-Virus stecken sich mit dem Coronavirus deutlich mehr Menschen in kürzester Zeit an.
- Schwere Verläufe gibt es bei Covid-19 und bei Influenza.
- Halsschmerzen, trockener Husten und anhaltendes Fieber über zehn Tage sind die Hauptsymptome.
- Auch kann sich über einige Tage ein Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns zeigen.
- Die Inkubationszeit ist sehr variabel und liegt zwischen zwei und 14 Tagen. Deshalb muss eine Quarantäne 14 Tage umfassen.
- Ein Test unmittelbar nach Kontakt zu einem Infizierten ist sinnlos, weil er immer negativ ausfällt.
- Ein verfrühter Test, der negativ ausfällt, spendet falsche Sicherheit.
- Eine Quarantäne über 14 Tage ist nach nahem Kontakt mit einem Infizierten unumgänglich.
- Es gibt keinen Hinweis auf schwerere Verläufe bei Schwangeren.
- Es ist kein Fall bekannt, dass eine Schwangere das Coronavirus auf ihr ungeborenes Kind übertragen hat.
- Wer an Heuschnupfen leidet, zählt nicht zu den Risikogruppen.
- Das Immunsystem von Allergikern funktioniert, es sei denn, sie leiden an weiteren Erkrankungen.
- Kinder erkranken gar nicht oder weniger schwer.
- Erklärungsversuch eins: Die Viren benötigen die Andockstellen ausgereifter Zellen von Erwachsenen, um sich stark vermehren zu können, besonders in den tiefen Lungenabschnitten.
- Erklärungsversuch zwei: Kinder haben meist weniger Vorschäden an der Lunge und können sich nach Schäden schneller regenerieren.
- Erklärungsversuch drei: Ihr Immunsystem ist darauf ausgerichtet, neue Infektionserreger effektiv zu bekämpfen.
- Trotzdem gibt es auch junge Menschen mit schweren Verläufen.
- Vermehrt kommen sie auf die Intensivstationen.
- In Italien, Frankreich und Spanien gibt es viele solcher Fälle.
- Krebskranke sollten eine Operation oder Chemotherapie keinesfalls verschieben.
- Asthma-Patienten, die unter ihrem Inhalationspräparat stabil sind, sollten es nicht absetzen.
- Asthmaanfälle sind gefährlicher als eine nicht belegte Förderung einer Corona-Infektion durch Cortison.
- Gefährdet sind nicht nur ältere, sondern auch junge Menschen, wenn sie etwa unter Leukämie, angeborenen Herzfehlern oder chronischen Krankheiten leiden.
- Raucher gelten als Covid-19-Risikogruppe.
- Jetzt mit dem Rauchen aufzuhören ist klug.
- Patienten mit einer aktiven Rheuma-Erkrankung sind infektanfällig.
- Sie sollten ihre Basistherapie keinesfalls absetzen.
- Bei Frühgeborenen kann es zu Komplikationen bei Sars-CoV-2-Infektionen kommen.
- Patienten, die wegen Herzschwäche oder Bluthochdruck ACE-Hemmer oder Sartane einnehmen, sollten sie nicht absetzen.
- Es ist nicht bewiesen, dass diese Medikamente eine Infektion mit dem Coronavirus beschleunigen.
- Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat ihre Bedenken gegen Ibuprofen zurückgezogen.
- Patienten mit Psoriasis (Schuppenflechte), die sogenannte Biologica verordnet bekommen, weisen kein erhöhtes Risiko auf. Die Medikamente sollten beibehalten werden.
- Bei ihnen sollte bei Verdacht auf Covid-19 die nächste Arzneimittelgabe um einige Tage bis wenige Wochen verschoben werden.
- Auch bei Diabetikern muss man von einer eingeschränkten Immunabwehr ausgehen.
- Bei einer Physiotherapie kann der Mindestabstand meist nicht eingehalten werden.
- Zudem fehlt es in den Praxen oft an Mundschutz.
- Ausnahmen können mit dem verordnenden Arzt geregelt werden.
- Vor einem Zahnarztbesuch sollte man sehr genau prüfen, ob man Covid-19-Symptome hat, um das Praxisteam nicht anzustecken.
- Ein Anruf in der Zahnarztpraxis kann Bedenken und Rückfragen auf beiden Seiten ausräumen.
- Der Hauptübertragungsweg des Coronavirus sind Tröpfchen und nicht feine Aerosole oder gar der Stuhl.
- Deshalb ist der Satz falsch, dass Masken nichts nützen.
- Wer im Supermarkt eine Maske trägt, beweist soziale Kompetenz, denn er schützt sich und andere.
- Eine Mehrfach-Infektion etwa im Rahmen einer Corona-Party kann verheerende Folgen haben.
- Corona-Partys fallen von jetzt an zu Recht unter das Strafrecht.
- Wer von Corona-Partys hört, muss Anzeige erstatten.
- Die Entwicklung eines Impfstoffs kann ein langwieriger Vorgang sein.
- Gegen HIV oder Hepatitis C wurde noch kein Impfstoff gefunden, im ungünstigsten Fall ist das beim Coronavirus ebenso.
- Nach einer Coronavirus-Infektion ist man vorerst immun gegen das Virus.
- Ob wir eine lang andauernde Immunität gegen das Virus entwickeln, ist noch nicht geklärt.
- Mit den bereits bekannten „harmlosen“ Coronaviren kann man sich im Abstand von wenigen Jahren erneut anstecken.
- Eine effektive medikamentöse Therapie fehlt bislang.
- Mehrere Studien mit ausgewählten Wirkstoffen (etwa dem Ebola-Medikament Remdesivir) laufen.
- Wen die Situation aggressiv macht, der sollte sich auspowern.
- Das geht auch drinnen: etwa zwei Mal fünf Minuten auf dem Gymnastikball wippen und die Arme mitschwingen lassen.
- Bewegung schützt Körper, Geist und Seele – davonlaufen vor dieser Krise müssen wir nicht.
- Fahrradfahren ist derzeit die gesündeste und virologisch sicherste Art der Fortbewegung.
- Den Fahrradhelm aber nicht vergessen – zum Schutz vor einem Schädel-Hirn-Trauma.
- Alkohol in Getränken hat keine vorbeugende Wirkung gegen das Coronavirus.
- Alkohol kann hingegen das Immunsystem schwächen.
- Eine Nasendusche kann eine Covid-19-Infektion nicht verhindern.
- Schleimhäute, durch eine Nasendusche gepflegt, sind indes widerstandsfähiger.
- Magensäure zerstört die Viren.
- Mitmenschlichkeit hilft uns, durch diese Zeit zu kommen.
- Telefonieren hilft gegen die Vereinsamung.
- In dieser Zeit geht manches etwas mühsamer. Geduld und Gelassenheit helfen, das zu ertragen.
- In der Chirurgie gilt derzeit folgende Reihenfolge: Notfälle zuerst, dann bösartige Tumoren, erst dann planbare Eingriffe.
- Hamstern ist unsozial und muss unterbunden werden.
- Wer einen Koronarstent in ein Herzkranzgefäß implantiert bekommt, bekommt dadurch nicht das Coronavirus. Die Herzkranzgefäße heißen in der Medizin Koronarien.
- Alle in der Medizin stehen derzeit in vorderster Front. Die Politik darf sie nicht im Stich lassen.
- Kliniken und Praxen brauchen Atemschutzmasken und Schutzkleidung in genügender Menge.
- Ein Gesundheitssystem darf nicht nur unter Effizienz-Aspekten gedacht werden.
- Das Coronavirus fordert uns heraus, es sterben Menschen, wie auch sonst täglich durch Infektionen Menschen zu Tode kommen.
- Wir lernen aber, mit dem Virus zu leben.
- Deutschland hat eines der besten Gesundheitssysteme der Welt. Wichtig ist jetzt, die Geschwindigkeit der Verbreitung zu reduzieren.
- Die Unterbrechung der Infektionsketten steht weiterhin absolut im Vordergrund.
- Wenn wir damit zu lange warten, werden Infektionsketten zunehmend unübersichtlich.
- Wer typische Symptome zeigt, darf auf keinen Fall in eine Arztpraxis gehen, sondern sollte dort vorher anrufen.
- Zur Beurteilung der aktuellen Maßnahmen ist es nicht sinnvoll, die Statistiken täglich neu zu interpretieren.
- Mindestens bis in die Woche vor Ostern sollten wir abwarten.
- An der Grippe-Epidemie im Winter 2017/2018 starben in Deutschland knapp 25.000 Menschen.
- Jeder Mensch sollte jetzt für den kommenden September seine Grippeschutzimpfung einplanen.
- Sollte es eine Impfung gegen das Coronavirus geben, sollte über eine Impfpflicht nachgedacht werden.
- Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Lage. Aber sie ist alles andere als aussichtslos. Wir haben es selbst in den Händen. Apropos: Vorher und nachher waschen!