Corona – Krise oder Katalysator? Live-Berichte von internationalen Logistik-Innovatoren

various transport systems

Welche Überlebensstrategien helfen der Logistik durch die Coronakrise? Erste Antworten haben beim KLU Logistics Innovators Day der Kühne Logistics University junge aufstrebende Logistik-Unternehmen aus Afrika, Europa und den Vereinigten Staaten gegeben. Heute folgen Unternehmen aus Europa und Asien. Rund 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind angemeldet.

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„Die Logistik-Branche gehört bisher zu den Gewinnern der Corona-Krise“, sagte Ludwig Hausmann, Partner bei McKinsey & Company, in seiner Eröffnungsrede zum KLU Logistics Innovators Day. „Die Dynamik der Start-up-Finanzierung hat sich durch Covid-19 beschleunigt.“ So habe sich die gesamte Finanzierung für Logistik 2020 gegenüber 2019 um 25 Prozent gesteigert.

 

Blick auf Europa

Diesen positiven Eindruck bestätigte Johannes Berg von Digital Hub Logistics, Hamburg, in der Auftaktdiskussion. Zwar habe es für einige mittelgroße Startups Probleme durch eingefrorene Budgets und Zurückhaltung auf Kundenseite gegeben. Große Startups mit festen Industriepartnern stünden aber meist gut da, und: „In der Krise erreichten uns mehr und mehr Nachrichten von frisch gegründeten Startups, die jetzt ihre Chance nutzen wollen, auch kleine und mittelständische Unternehmen für neue Technologien zu begeistern.“

Ein Eindruck, den Hendrik Bender von Sovereign Speed, bestätigte: „Alle Start-ups, mit denen wir in unserem Logistik Start-up Lab Haus 61 arbeiten, haben ihr Rückgrat im Digitalen, und konnten sich schnell an die neuen Herausforderungen anpassen.“ Möglicherweise ergebe sich durch die Krise also sogar ein Schub für die europäische Startup-Branche. Steffen Wagner, KPMG, wies auf grundsätzliche Unterschiede zum asiatisch-chinesischen Markt hin. „In Europa geht es stärker um Innovationen des Geschäftsmodells, während in asiatischen Märkten aufgrund der enormen Wachstumsperspektiven häufig auch spekulative Überlegungen eine wichtige Rolle spielen.“

Unternehmen aus Afrika und den Vereinigten Staaten

Am 4. Februar berichteten afrikanische und US-amerikanische Unternehmen von ihren Erfahrungen in der Covid-19-Krise. Am heutigen 5. Februar folgen Unternehmen aus Europa und Asien.

Modern Logistics (Brasilien) ist das einzige Unternehmen seiner Art in Brasilien, das über einen eigenen, voll integrierten Luftfrachtbetrieb verfügt, und sich auf Langstrecken, zeitsensible Güter und Lagerhaltung spezialisiert hat. Ein auf den ersten Blick analoges Geschäftsmodell, dennoch waren alle Systeme von Beginn an Cloud-basiert und digital aufgestellt. So konnten nach Unternehmensangaben bereits im März 2020 alle Mitarbeiter*innen der Verwaltung ins Homeoffice gehen, Pilot*innen arbeiteten in festen Teams, Teile der Belegschaft rotierend.

Ähnlich gut kamen die Logistik-Plattformen Little Ride (Kenia) und Kobo360 (Nigeria) durch die Krise. Little Ride, eine Art „Uber“ Afrikas, setzte auf intensive Schulungen für Mitarbeitende, Optimierung der Prozesse und Big Data. „Daten machen das Unsichtbare sichtbar und machen uns auf Trends aufmerksam, die wir fürs Business nutzen können. Getreu dem Motto ‘How to make a trend your friend?’ Innovation ist kein Spezifikum eines Kontinents, sie kann überall auf der Welt stattfinden”, sagt Ashish Kukreti, COO.

Ebenfalls auf Digitalisierung setzt Kobe360, das eine digitale Logistikplattform für effiziente Lieferketten anbietet. In der Krise verstärkte das Unternehmen seinen Support für die digitale Adaption der Kunden, um durch diese schwierige Zeit zu kommen. Aber am Ende galt: Die Güter mussten weiter transportiert werden.

Mehrere Unternehmen berichteten, dass sich das Verhalten der Kunden in der Krise verändert habe. Amol Shah, COO von FreightTiger aus Indien: „Unsere größte Veränderung durch Corona war, dass sich die Einstellung unserer Kunden zu Investitionen in ihre Supply Chains grundsätzlich verändert hat. Investitionen wurden auf einmal vom ‚nice to have‘ zum absoluten ‚must have‘.“ Eine Beobachtung, die das deutsche Unternehmen InstaFreight teilt: „Plötzlich musste alles schnell gehen. Die Kunden begannen, in digitale Technologien zu investieren“, berichtet Maximilian Schäfer, Co-Founder.

Großes Interesse an junger Logistik

Für den KLU Logistics Innovators Day meldeten sich rund 1.000 Teilnehmende aus aller Welt an, darunter Studierende, Forschende und Praktiker*innen. Akademischer Leiter KLU-Professor Hanno Friedrich: „Wir sind mehr als zufrieden mit dem großen Zuspruch zu diesem neuen Format. Besonders freut mich, dass wir Innovatoren aus fast allen Weltregionen gewinnen konnten.“

Der KLU Logistics Innovators Day ist das einzige Event dieser Art für die Logistikbranche an einer Hochschule in Deutschland und folgt dem Motto: „Wir wollen nicht über Innovationen reden, sondern mit den Innovatoren.“ Große Teile der Organisation haben KLU-Studierende übernommen.

KMPG, Haus61 und Sovereign Speed unterstützen die Veranstaltung als Partner.

KLU innovators Day Sofa-Talk: Freighttiger

KLU innovators Day Sofa-Talk Waresix

KLU innovators Day Sofa-Talk: Kobo360

Weitere Informationen:

Bildmaterial

Die Teilnehmer des KLU Logistics Innovators Day: