Viele Therapeutinnen und Therapeuten sind der Auffassung, dass sie auch zukünftig gemeinsam mit ihren Patientinnen und Patienten entscheiden können sollten, ob psychotherapeutische Sprechstunden im Videosetting oder in Präsenz stattfinden und dabei nicht, wie im Moment, limitiert werden. Diese Auffassung teilt die TK (PDF, Seite 3). 

Die Psychotherapeutin Kathrin Schallenberg aus Münster startete eine Onlinepetition, in der sie fordert, dass psychotherapeutische Videosprechstunden wie unter den Coronaregelungen weiter unbegrenzt möglich sein sollten. Bis Juni 2022 hatten mehr als 51.000 Menschen die Petition unterzeichnet.

Aus Patientensicht haben wir Folgendes zur Videosprechstunde erfahren:

TK: Wegen welcher Beschwerden waren Sie in Therapie?

Patientin: Ich fühlte mich einfach allen Aufgaben des Berufs- und Privatalltages nicht mehr gewachsen. Ich habe mich vor Aufgaben gescheut und habe mich einfach vor meinen Verpflichtungen zuhause versteckt. Emotional war ich zwischen "Sprich mich nicht an." und "Mein Leben hasst mich." angekommen. Es fiel mir sehr schwer mich zu irgendetwas aufzuraffen und ich habe in allen Lebensbereichen meine To-dos vor mir her geschoben. Selbst bei schönstem Wetter wollte ich einfach im Bett bleiben. Ich habe mich morgens vor der Arbeit fertig gemacht und habe es dann nicht geschafft loszufahren. Ich fühlte mich sinnlos und schlecht.

Anonyme Pati­entin

Anonyme Patientin berichtet, wie sie die Therapie mittels Video-Sprechstunde empfunden hat. Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Sie berichtet, wie sie die Therapie mittels Video-Sprechstunde empfunden hat.

TK: Die Therapie fand zum Teil mittels Videosprechstunde statt. Wieso?

Patientin: Vorrangig war das coronabedingt. Da ein paar andere Patienten positiv getestet waren, musste die Therapeutin in Quarantäne.

Es ist mitunter schwierig, einen Präsenztermin zu finden.
Patientin

Ein paar Termine waren online, da ich einen persönlichen Termin aufgrund der Anfahrt nicht organisiert bekam. Ich wohne im Nordosten des Saale-Holzland-Kreises und arbeite in Richtung Gera. Meine Therapeutin sitzt in Jena. Da ist es mitunter schwierig, einen Präsenztermin zu finden.

TK: Was sind für Sie die wesentlichen Unterschiede zum Gespräch in Präsenz?

Patientin: Der für mich wichtigste Unterschied war, dass ich mich in den Praxisräumen der Therapeutin wesentlich besser öffnen konnte. Die Sprechstunde von zuhause aus hat mich in meinen Ausführungen irgendwie gehemmt, was ich sehr schade fand. Mein persönliches Empfinden war, dass die persönlichen Termine besser und intensiver waren. Das rührte wohlmöglich auch daher, dass mein privates Umfeld auch Bestandteil der Probleme war.

TK: Heißt das, Sie finden Therapiestunden mittels Videokonferenz eher schlecht?

Patientin: Nein. Prinzipiell finde ich es gut, dass es die Möglichkeit gibt. Es vereinfacht in meinen Augen zum Beispiel die Teilnahme an Sitzungen für Angstpatienten usw. Ich war dankbar, dass die Sitzungen überhaupt stattfinden konnten. Sie haben mir sehr geholfen. Wenn ich es mir aussuchen könnte, wäre ich immer für ein persönliches Treffen. Wahrscheinlich ist das eine Geschmackssache bzw. Typfrage und kommt immer auf die individuelle Problemlage und vielleicht auch die Gründe dafür an.

TK: Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Offenheit und das Gespräch!