Apps sind vielfältig: Sie dienen etwa dazu, sich mit anderen über Messenger-Dienste auszutauschen, sie helfen dabei, den Weg zu einer bestimmten Adresse zu finden, unterstützen beim Übersetzen oder Lernen einer Sprache. Mit Apps lassen sich auch Trainingserfolge dokumentieren, Körperdaten sammeln, Bildschirmzeiten oder Essensgewohnheiten erschließen.

Es gibt sogar Apps, über die ärztlich beraten wird oder mit denen Erkrankungen begleitet werden können. Darunter fallen beispielsweise einige der "Apps auf Rezept", die sogenannten Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA).

Im Future Panel by TK beim eHealth-Kongress Rhein Main  informierten und diskutierten Expertinnen und Experten jedoch über die "Apps auf Rezept" hinaus. Sie nahmen Gesundheits-Apps ganz generell unter die Lupe und erörterten, welche Chancen und Risiken durch diese sogenannten mobile health-Anwendungen im Gesundheitswesen entstehen. In Kurz-Vorträgen gaben sie Einblicke in ihre wissenschaftliche, medizinische und therapeutische Sicht auf das Thema.

Unsere Referentinnen und Referenten

  • Prof. Viviane Scherenberg, Apollon Hochschule, Bremen
  • Klaus Rupp, TK-Versorgungsmanagement, Hamburg
  • Dr. Stephanie Dramburg, Klinik für Pädiatrie, Charité, Berlin
  • Benedikt Seelhorst, Physiotherapeut, Herodikos GmbH

In der anschließenden Diskussion sprachen sie über aktuelle und künftige versorgungsrelevante Aspekte von Gesundheits-Apps. Zu der Leitfrage: "Welches Potenzial haben Gesundheits-Apps, um Krankheiten zu vermeiden und zu begleiten?", versuchten sich die Expertinnen und Experten einer Antwort zu nähern und ließen dabei die Erkenntnisse aus den Vorträgen einfließen. Ergänzend ging Dr. Michael von Wagner (Universitätsklinikum Frankfurt am Main) in der Diskussion darauf ein, wie die Digitalisierung in der ärztlichen Ausbildung im Klinikalltag integriert werden kann.

Gesundheits-Apps: Stärken und Schwächen

Das Feld der Gesundheits-Apps, die auf dem Markt frei zugänglich sind, ist äußerst umfangreich und dadurch unübersichtlich. Manches Mal ist völlig unklar, ob die App im Gebrauch überhaupt nützlich ist oder lediglich wertvolle Daten abgreift. Es mangelt bisher an einheitlichen Qualitätsmerkmalen, an denen Anwenderinnen und Anwender erkennen, ob eine App sinnvoll ist. Wie so oft bei digitalen Angeboten heißt es bislang: Ausprobieren und  gute Apps beibehalten. Verwerfen, was sich als sinnlos herausstellt. Im Future Panel by TK gaben unsere Referentinnen und Referenten allerdings wichtige Hinweise dazu, woran die Qualität einer App festzumachen ist. 

Dass die Personalisierung von Apps eines dieser Qualitätsmerkmale sein kann, wurde diskutiert und von den Referentinnen und Referenten zunächst positiv bewertet. Der  DiGA-Report  der TK zeigt zudem: Menschen haben das Bedürfnis, Apps individueller auf sich zuschneiden zu können. 

Waren die Nutzerinnen und Nutzer unzufrieden mit einer der "Apps auf Rezept" bezog sich die Kritik meist auf den fehlenden Nutzen der App für die eigene Erkrankung, mangelnde Ausrichtung auf die individuellen Gesundheitsprobleme und schlechte Bedienbarkeit. Somit scheint es offenbar besonders relevant zu sein, Gesundheits-Apps persönlicher auszurichten. 

Der Effekt dieser persönlichen Ausrichtung zeigt sich in einem größeren individuellen Nutzen, den Anwenderinnen und Anwender aus den dargestellten Informationen ziehen. Sie bekommen dann mit hoher Wahrscheinlichkeit eher die Hinweise angezeigt, die sie in diesem Moment wirklich brauchen oder wollen. Bei Gesundheits-Apps scheint dies besonders hilfreich zu sein, weil sich die Informationen auf die eigene unmittelbare körperliche oder seelische Verfassung auswirken können.

Inwieweit Personalisierung unterstützt, bevormundet oder gar abhängig macht, ist dabei sicher eine Gratwanderung und ein interessanter Aspekt, der die Wissenschaft noch beschäftigen wird.

DiGA versus Gesundheits-Apps

Wenngleich Gesundheits-Apps und die sogenannten DiGA jeweils Anwendungen sind, die als App auf dem Smartphone heruntergeladen werden, unterscheiden sich die beiden Angebote: Beispielsweise sind die sogenannten "DiGA" - digitale Gesundheitsanwendungen, die die Versicherten mittlerweile auf Rezept erreichen. Gesundheits-Apps kann jede Person einfach im App-Store herunterladen und muss sie gegebenenfalls auch selbst bezahlen.

Krankenkassen können ihren Versicherten trotzdem besondere Angebote machen, wenn sie davon überzeugt sind, dass eine App die Versorgung für die Versicherten verbessert. Diese sind für die Mitglieder der Krankenkassen dann auch kostenfrei.

"Apps auf Rezept" sind überdies mobile Angebote oder Webanwendungen die immer einem medizinischen Zweck unterliegen und die bestimmte Kriterien erfüllen müssen, damit sie zugelassen und daraufhin verschrieben werden dürfen. Auf diese Weise soll gewährleistet sein, dass eventuelle Risiken durch die Anwendung gering bleiben. Wer genau wissen will, was eine DiGA ausmacht, findet hier die Definition dazu. Wer sich dafür interessiert, wie DiGA im Gesundheitswesen und den anwendenden Personengruppen ankommen, erhält umfangreiche Informationen im DiGA-Report 2022 der TK. Einen Überblick über die aktuell 35 DiGA, die bereits als "App auf Rezept" erhältlich sind, findet sich im DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel.

Menschen teilen Daten nur begrenzt im Gesundheitswesen

Die Chancen, Menschen mit einem digitalen Angebot "to go" zu erreichen und ihre Gesundheit positiv zu beeinflussen, sind groß. Im TK-Meinungspuls 2021 , in dem Menschen zu ihrer Einschätzung zum deutschen Gesundheitssystem befragt wurden, sagten beispielsweise 27 Prozent der Menschen in Deutschland, dass sie einen Fitnesstracker nutzen. Sie prüfen und dokumentieren damit ihre Vitalwerte, sie verfolgen ihre Leistungsfähigkeit und vergleichen sich mit anderen. 29 Prozent teilen ihre Daten in sozialen Netzwerken, 90 Prozent mit Familie, Freunden und Bekannten.

Mit ihrem Arzt, ihrer Ärztin oder der Krankenkasse teilt indes nur jeder und jede Zehnte die eigenen Gesundheitsdaten - es ist also noch viel Luft nach oben. Denn: Gerade die medizinischen Partnerinnen und Partner der Versicherten sind es, die mit freiwillig geteilten Daten, Impulse setzen und Menschen bei einer gesunden Lebensführung unterstützen können. Dabei geht es etwa um Prävention - aber nicht nur. Apps können als Lebensbegleiter auch in der Therapie unterstützen. Beim Future Panel by TK stellten wir ein solches Beispiel vor. Benedikt Seelhorst berichtete von seinen Erfahrungen als Physiotherapeut mit der App Herodikos, durch die er mit Patientinnen und Patienten an deren gesundheitlichen Problemen arbeitet. Hierbei zeigt sich das Potenzial von Gesundheits-Apps als Therapiebegleitung.

Insgesamt erhielten die Teilnehmenden im Future Panel by TK einen Überblick zum aktuellen Stand, den Trends, Chancen und Risiken auf dem Gesundheits-App-Markt. Weiterhin beleuchteten die Expertinnen und Experten die Bedeutung und die Rolle von Gesundheits-Apps in der medizinischen Versorgung aus Sicht der Krankenkasse, der Medizin und der Therapie. Der Blick auf die Art und Weise, wie sich Therapie verändert, wenn sie digital erfolgt, war ein weiterer spannender Aspekt des TK-Panels.

Lesen Sie dazu auch das Interview mit Prof. Viviane Scherenberg , die von Gesundheits-Apps mehr erwartet als einen reinen medizinischen Nutzen. 

Via Twitter berichteten wir live über den Kongress: #eHealthFFFM22.