Die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger der Landespolitik und der Gesundheitsversorgung haben in den vergangenen Jahren viel Zeit in die strategische Gremienarbeit investiert. Mit der Enquete-Kommission zur Zukunft der medizinischen Versorgung, dem Kuratorium Gesundheitswirtschaft und dem Zukunftsrat Mecklenburg-Vorpommern sind nur einige zu nennen.

TK: Frau Austenat-Wied, haben die zahlreichen strategischen Gremien die Einführung neuer Versorgungslösungen in Mecklenburg-Vorpommern verhindert?  

Manon Austenat-Wied: Ich halte die strategische Arbeit der genannten Gremien in unserem Land für unbedingt notwendig. Denn nur wenn alle Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger regelmäßig im Austausch sind und ihre Zukunftspläne aufeinander abstimmen, können wir gemeinschaftlich die Versorgung der Menschen in unserem Land verbessern. Nichts wäre schlimmer, als wenn jeder im Gesundheitswesen an seinen eigenen Insellösungen tüftelt. 

Ein Teil der Wahrheit ist es, dass die Kapazitäten für operative Maßnahmen fehlen, wenn die Gremienarbeit überhand nimmt. Wenn wir die Ergebnisse der genannten Gremien analysieren, bin ich dennoch sehr zufrieden. Denn sowohl die Enquete-Kommission, als auch das Kuratorium Gesundheitswirtschaft und der Zukunftsrat haben ihren Arbeitsprozess mit guten Plänen beendet. Die Umsetzung der Pläne in der nächsten Legislaturperiode wird zeigen, ob der Aufwand gerechtfertigt war oder ob wir im Gesundheitswesen einen anderen Modus der Zusammenarbeit benötigen.

TK: Sie sprachen von guten Zukunftsplänen für unser Bundesland. An welche haben Sie dabei konkret gedacht?

Manon Austenat-Wied: In der Tat. Es gibt bereits viele gute Versorgungsansätze. Ich möchte beispielhaft drei herausgreifen. Zunächst fällt mir spontan das Telemonitoring ein. Wir haben im Bereich der kardiologischen Versorgung bereits Krankheitsbilder die Herzinsuffizienz so versorgt. Mittlerweile ist die Methode in der GKV etabliert. Bei der flächendeckenden Umsetzung in Mecklenburg-Vorpommern zögern wir - damit meine ich die Akteurinnen und Akteure im Gesundheitswesen - aber noch. Aus meiner Sicht schafft das Telemonitoring eine Verbindung zwischen spezialisierter Versorgung durch die Leistungserbringerinnen und Leistungserbringer und einem genesungsfreundlichen Umfeld für die Patientinnen und Patienten.

Ebenso ressourcenschonend und patientenfreundlich wie das telemedizinische Monitoring ist das zeitlich asynchrone telemedizinische Konsil. Im Rahmen unseres erfolgreich beendeten Innovationsfonds-Projektes TeleDermatologie  haben wir über mehrere Jahre dermatologische Konsile erprobt. Die Evaluationsergebnisse des Projekts zeigen, dass durch fachärztliche Konsile die wohnortnahe Versorgung und die Gesundheitssituation der Patientinnen und Patienten nachhaltig verbessert werden konnte. Ich hoffe daher, dass telemedizinische Konsile integraler Bestandteil der Regelversorgung in Mecklenburg-Vorpommern werden. Denn spezialisierte Fachärzte sind oftmals in den Städten tätig. Per Telekonsil kann ihre Expertise in den ländlichen Gegenden zugänglich werden, ohne dass Ärzte oder Patienten reisen müssen.

Einen weiteren vielversprechenden Ansatz haben wir zuletzt im Bereich der Selbsthilfe etabliert. Gemeinsam mit dem  Landesverband der Deutschen Alzheimer Gesellschaft erproben wir einen Online-Beratungs-Chat für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz. Der automatisierte Beratungschat kommuniziert in Echtzeit per Text- bzw. Spracheingabe und bearbeitet die eingehenden Anfragen ohne direkte menschliche Einwirkung. Somit schaffen wir es, eine  wichtige Beratungsleistung 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche anzubieten. Gerade mit Blick auf die Informations- und Wissensbedarfe der Patientinnen und Patienten hoffe ich, dass weitere Plattformen zu verschiedensten Krankheitsbildern entstehen.

Manon Auste­nat-Wied

Manon Austenat-Wied, Leiterin der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Leiterin der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern