TK: Frau Austenat-Wied, die Koalitionsgespräche zwischen SPD und Linke liefen konstruktiv und nach außen geräuschlos ab. Hat Sie dieser Vorgang überrascht?

Manon Austenat-Wied:  Die Beziehungen der demokratischen Parteien sind in Mecklenburg-Vorpommern traditionell gut. Während die CDU als ehemaliger Koalitionspartner, gerade mit der näher rückenden Landtagswahl, in den Formulierungen schärfer wurde, zeichnete sich bei den anderen Parteien kein konfrontativer Kurs gegenüber der SPD bzw. Ministerpräsidentin Schwesig ab. Damit deutete bereits vieles auf einen Bruch in der Verbindung zwischen SPD und CDU hin. Aus meiner Sicht wären die politischen Pläne der beiden zuletzt genannten Parteien ebenso vereinbar gewesen, wie sie es nun in der Koalitionsvereinbarung von SPD und Linke sind. Gleichzeitig finde ich es ein tolles Signal für die Demokratie, dass inhaltliche Gespräche vertrauensvoll möglich sind. Die von vielen geschilderte besondere Gesprächskultur konnte ich bereits in bilateralen Gesprächen mit einigen der Protagonisten erleben und bin davon überzeugt, dass diese auch in Zeiten größerer Anspannung erhalten bleibt.

TK: Ein Blick in die Inhalte des Koalitionsvertrags offenbart starke Akzente in der Gesundheitspolitik. Wie sehen Sie die umfassende To-do-Liste der Landesregierung?

Austenat-Wied: Im Bereich Gesundheit setzen die Parteien auf eine Symbiose ihrer Wahlprogramme. Die medizinische Versorgung in den ländlichen Regionen nimmt verständlicherweise einen inhaltlichen Schwerpunkt ein. Was mich überrascht hat, ist der Dreiklang bestehend aus bundespolitischen Initiativen, Konsensprojekten mit den Partnern der Selbstverwaltung sowie eigenen länderspezifischen Akzenten. Ich gespannt mit welcher Dynamik Veränderungsvorschläge aus Mecklenburg-Vorpommern bundespolitische bearbeitet werden. Dies betrifft neben einer Weiterentwicklung des DRG-Systems auch die Reform der Pflegeversicherung und die verbesserte Koordination im Bereich der Notfallversorgung. 

TK: Haben Sie zu den angesprochenen Themen konkrete inhaltliche Vorstellungen?

Austenat-Wied:  Als Techniker Krankenkasse setzen wir uns für eine Weiterentwicklung des DRG-Systems ein. Bislang setzt der hohe Anteil von Pauschalfinanzierungselementen in Kombination mit unserer Krankenhausstruktur starke Impulse zur Fallzahlausweitung. Gleichzeitig fehlen wirtschaftliche Anreize zur Verbesserung der Behandlungsqualität. Ich würde mir wünschen, dass wir diese Baustelle bundeseinheitlich angehen und über den Bereich der Kinder- und Jugendmedizin hinausdenken.

Das klare Bekenntnis der Koalitionäre zu einer stärkeren Krankenhausinvestitionsförderung halte ich für einen wichtigen Ansatzpunkt zur Stabilisierung der Versorgung. Wenn die stationären Einrichtungen die Investitionskosten nicht mehr aus Mitteln stemmen müssen, die eigentlich für die Patientenversorgung vorgesehen sind, wird dies die finanzielle Lage einiger Einrichtungen maßgeblich entspannen. Außerdem können die Investitionsmittel des Landes so zu einem echten Steuerungsinstrument werden.

Für die Reform der Pflegeversicherung und die Neuordnung der Notfallversorgung gab es bereits in der vergangenen Legislaturperiode Vorschläge vom Bundesgesundheitsministerium. Aus unserer Sicht sind diese Ideen ein brauchbarer Ausgangspunkt für zukünftige Vorhaben. 

Manon Auste­nat-Wied

Manon Austenat-Wied, Leiterin der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Leiterin der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern

TK: Gibt es weitere Aspekte die ihnen positiv aufgefallen sind?

Austenat-Wied:  Als Techniker Krankenkasse liegt uns die patientenzentrierte und digitale Weiterentwicklung des Gesundheitswesens am Herzen. Daher freue ich mich über den Plan einer landesweiten Telemedizin-Plattform. Die Vorbehalte einiger Politikerinnen und Politiker gegenüber digitalen Versorgungslösungen scheinen damit endgültig passé. Wir setzen in diesem Bereich ganz klar auf Kooperation und werden unsere bereits erprobten Konzepte mit in die Plattform einbringen. Dabei denke ich an telekonsiliarische Leistungen , smarte Gesundheitsanwendungen und Videosprechstunden.