TK: Herr Monstadt, erstmals seit 2005 wird die CDU nicht mehr den Bundeskanzler in Deutschland stellen. Welche Themen haben bei der Bundestagswahl - aus ihrer Sicht - letztlich den Unterschied gemacht?

Dietrich Monstadt: Die Union ist mit einem guten Programm in die Bundestagswahl gegangen und setzte ihre Akzente bei Kernthemen wie Steuersenkungen, Bürokratieabbau und Klimaschutz bei gleichzeitigem Erhalt und Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Retrospektiv ist es jedoch nicht gelungen, eigene Themen im Wahlkampf zu setzen. Alle Positionen, die historisch mit der CDU verbunden wurden, werden heute ebenso von anderen Parteien vertreten. Nach 16 erfolgreichen Regierungsjahren ist daher ein programmatischer Aufbruch erforderlich, der sich einerseits an unseren traditionellen Werten und Positionen orientiert und andererseits die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts berücksichtigt.

Diet­rich Monstadt

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Mitglied des Bundestags, CDU

Zur Person

Dietrich Monstadt ist Rechtsanwalt und Politiker. Monstadt ist seit 1996 Mitglied der CDU und seit 1998 Kreisvorstandsmitglied der CDU Schwerin. Seit 2009 sitzt der Vater von vier Kindern im deutschen Bundestag. Als ordentliches Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft gestaltete der gebürtige Westfale die gesundheitspolitischen Veränderungen der vergangenen Jahre maßgeblich mit. Neben einer effizienten und qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung liegt Monstadt vor allem die Prävention von Adipositas und Diabetes am Herzen.

TK: Sie verfügen über eine herausragende parlamentarische Erfahrung. Seit 2009 gehören Sie ununterbrochen dem Bundestag an. Nun erstmals als Oppositionspolitiker. Freuen Sie sich auch etwas auf die Arbeit in der Opposition?

Monstadt: Nach 12 Jahren stellt es eine neue Erfahrung und Herausforderung für mich dar, nicht länger einer Regierungsfraktion anzugehören. Die Einschätzung, dass Opposition "Mist" sei, teile ich nicht. In unserer parlamentarischen Demokratie kommt auch der Opposition eine wichtige Aufgabe zu. Die Kontrolle der Regierung, die Diskussion mit den der Regierung tragenden Fraktionen ist und soll ein wichtiger Impulsgeber sein, die besten Entscheidungen für unser Land zu treffen. 

TK: Konnten Sie schon einen Blick in den Koalitionsvertrag der neuen Regierung werfen?

Monstadt: Ja! Unter dem Titel "Mehr Fortschritt Wagen" haben SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP ihren Koalitionsvertrag vorgelegt. Obgleich ich die darin enthaltenen Projekte wie Staatsmodernisierung und Digitalisierung befürworte, ist dennoch nicht geklärt wie die Vorhaben finanziert werden sollen.  Daher bleibt es abzuwarten, ob die Koalition ihre überschaubaren Ziele auch erreichen kann. Insbesondere im Lichte der aktuellen Ereignisse in der Ukraine und der veränderten sicherheitspolitischen Lage plädiere ich für ein konstruktives Miteinander bei gleichzeitiger kritischer Oppositionspolitik.

TK: Sehen Sie innerhalb des Papiers besondere Chancen oder Risiken für das Leben der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern?

Monstadt: Für ein Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern gehört Mobilität zu den entscheidenden Themen. Jedoch sind die stark gestiegenen Energiepreise als großes Risiko für die zahlreichen Berufspendler in unserem Land zu betrachten. Daher sehe ich die Bundesregierung in der Verantwortung, die betroffenen Menschen zu entlasten. Zusammenfassend ist der Verkehrsteil im Koalitionsvertrag jedoch sehr knapp formuliert, greift inhaltlich aber viele Unions-Projekte auf. So wurde in der 19. Legislaturperiode wie nie zuvor in die Infrastruktur investiert, insbesondere in den Schienenverkehr. Diesen Weg nachhaltiger Infrastrukturinvestitionen müssen wir fortsetzen. Die Koalition macht sich dieses Ziel zu Eigen und fordert die Erhöhung und langfristige Absicherung der Investitionen.

Des Weiteren wissen wir, dass es sich in einem ländlich geprägten Land wie Mecklenburg-Vorpommern oftmals schwieriger gestaltet, Zugang zur medizinischen Versorgung zu bekommen, als in den urbanen Bereichen. Der ländliche Raum darf in dieser Hinsicht nicht benachteiligt werden, weshalb ich mich stets für die Förderung von sektorenübergreifender Versorgung in meiner Region eingesetzt habe. Entgegen der vagen Formulierung zentraler Themen wie der Zukunft der Krankenhauslandschaft im Koalitionsvertrag, ist das besondere Augenmerk auf Prävention, welches ich in dieser Legislatur als Berichterstatter begleiten darf, in verschiedenen Lebensbereichen sehr zu begrüßen.

Im Bereich Ernährung und Landwirtschaft ist es kritisch zu betrachten, dass die Bundesregierung laut Koalitionsvertrag Teile des Tierschutzrechts in das Strafrecht überführen und das maximale Strafmaß erhöhen will. Unsere hart arbeitenden Landwirte, die Milch, Eier oder Fleisch regional erzeugen, werden damit von der Ampel unter Generalverdacht gestellt.

TK: Wir kennen Sie als engagierten Streiter für eine bessere Diabetes-Prävention durch mehr Bewegung im Alltag von Kindern und Jugendlichen. Gleichzeitig setzen Sie sich für den Aufbau von Gesundheitskompetenzen bei Heranwachsenden ein. Haben Sie konkrete Pläne, wie wir diese Aufgaben als Gesellschaft besser bewältigen könnten?

Monstadt: Ich bin sehr glücklich, dass wir im Sommer 2020 - nach vielen Jahren - endlich die Umsetzung der Nationalen Diabetesstrategie im Deutschen Bundestag verabschieden konnten. Leider konnten aufgrund der Pandemie nicht viele der darin verankerten Ziele auch umgesetzt werden. Zudem haben die Pandemie und die damit verbundenen Lockdowns auch dazu geführt, dass Erwachsene und Kinder sich wieder weniger bewegen. Ich kann nur immer wieder betonen wie wichtig Bewegung - schon bei den Kleinsten - ist. Denn was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. In den Schulen braucht es bis zu vier Doppelstunden Sport! Das wäre ein richtiger und wichtiger Schritt. Außerdem muss das Thema "Gesunde Ernährung" einen herausragenden Schwerpunkt jahrgangsübergreifend im Unterricht erhalten. 

TK: In der vergangenen Legislaturperiode waren Sie im Ausschuss für Gesundheit und im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft aktiv. Werden Sie sich erneut diesen Themenfeldern widmen? 

Monstadt: In der 20. Legislaturperiode werde ich weiterhin in den Ausschüssen für Gesundheit sowie Ernährung und Landwirtschaft tätig bleiben und werde zusätzliche Berichterstatter-Themen übernehmen: Prävention und Rehabilitation sowie MVZ und DMP’s. Die Bereiche Gesundheit und Ernährung können selbstverständlich nicht losgelöst vom Sport betrachtet werden und stehen für mich als Berichterstatter für Diabetes und Adipositas unter dem Aspekt der Prävention im Fokus. Deshalb stellte es für mich einen großen Reiz dar, zusätzlich als Mitglied im Sportausschuss aktiv zu werden. Ich freue mich über die spannenden und zugleich herausfordernden Aufgaben die in nächster Zeit auf mich zukommen werden. 

TK: Herr Monstadt, Sie sind ein vielbeschäftigter Mann. Haben Sie da noch Zeit für Freizeitaktivitäten? Wenn ja, verraten Sie uns welche, eher an der frischen Luft oder mit einen guten Buch und einem Glas Rotwein?

Monstadt: Meine Freizeit verbringe ich sehr gern im Kreise meiner Familie. Außerdem bietet mir körperliche Betätigung einen guten Ausgleich für den oft hektischen Berufsalltag: Wasserball, Skifahren, Tennis, Muskeltraining, oder eine Fußballpartie mit meinem kleinsten Sohn; aber auch Arbeiten im Forst und Jagdrevier.

TK: Vielen Dank für das Interview.