Die bundesweit tätigen Medienscouts vermitteln an den Schulen Medienkompetenz auf Augenhöhe. Als speziell ausgebildete Jugendliche sind sie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für eine sichere und verantwortungsvolle Mediennutzung. Im Mai trafen sich mehr als 200 von ihnen bei der fünften Bundesjugendkonferenz Medien in Rostock.

Cybermobbing und Probleme in sozialen Netzwerken sind weiterhin Hauptthema

Eine Tweedback-Umfrage unter den Medienscouts, die der Verein Prävention 2.0 e. V. und die TK im Vorfeld durchgeführt haben, verdeutlicht den Handlungsbedarf: Demnach wurden 86 Prozent der Medienscouts von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern mit Social Media-Problemen konfrontiert (2019: 83 Prozent). Die Anfragen aufgrund von Cybermobbing-Vorfällen haben im Vergleich zur Befragung im Jahr 2019 um rund 15 Prozentpunkte zugenommen. Von den befragten Medienscouts unterstützen ebenfalls 86 Prozent ihre Mitschülerinnen und Mitschüler bei diesem Thema. Weiterhin beraten die Scouts schwerpunktmäßig zu den Themen Datenschutz (2022: 61 Prozent; 2019: 68 Prozent), Hate Speech (2022: 50 Prozent; 2019: 44 Prozent) und Urheberrecht (2022: 42 Prozent; 2019: 54 Prozent). 

Mehr Medienkompetenz für Eltern

Für die Medienscouts steht eines fest: Auch Eltern brauchen weiterhin mehr Medienkompetenz. Bei der Befragung sagten dies 83 Prozent (2019: 82 Prozent). Darüber hinaus stehen aus Sicht der Medienscouts Eltern noch mehr in der Verantwortung, gesunden Medienkonsum zu vermitteln. Acht von zehn Medienscouts gaben dies bei der aktuellen Befragung an. Bei der letzten BJKM waren es noch sieben von zehn. Des Weiteren sehen 55 Prozent die Verantwortung bei den Lehrerinnen und Lehrern, 2019 waren es 61 Prozent. Allerdings verstehen sich die Scouts selbst auch als maßgebliche Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für mehr Medienkompetenz. 77 Prozent fühlen sich für die Vermittlung entsprechender Inhalte verantwortlich.

Mediennutzung nimmt zu

Im Vergleich zur Befragung bei der BJKM 2019 hat die Mediennutzung weiter zugenommen: 36 Prozent der Jugendlichen waren drei bis fünf Stunden täglich online (plus drei Prozentpunkte zu 2019); 25,9 Prozent waren mehr als fünf Stunden täglich online, dies entspricht einem Anstieg von 10,4 Prozentpunkten zum Jahr 2019.

Dabei sind Chatten bzw. die Nutzung von Messenger-Diensten (92,2 Prozent), Musik hören (81,9 Prozent), soziale Netzwerke (77,1 Prozent) und die Recherche für Hausaufgaben (75,3 Prozent) die Hauptaktivitäten. Rund 88 Prozent der Medienscouts hatten mit 12 Jahren bereits ein eigenes Handy.

Erfahrungen mit ungesundem Medienkonsum

Knapp acht von zehn der befragten Jugendlichen haben bereits Erfahrungen mit ungesundem Medienkonsum gemacht. Von ihnen haben es 46 Prozent (2019: 35 Prozent) selbst schon gelegentlich übertrieben und 33 Prozent (2019: 39,6 Prozent) haben dies im Freundeskreis beobachtet. Die häufigsten Auswirkungen des ungesunden Medienkonsums waren Kopfschmerzen (70 Prozent), Schlafprobleme (56 Prozent) und Schmerzen im Rücken-, Schulter- oder Nackenbereich (43 Prozent). Aus Sicht der jugendlichen Medienprofis sollten Krankenkassen Informationsangebote zum gesunden Medienkonsum online zur Verfügung stellen. Dies gaben 47 Prozent der Befragten an. Für Kinder und Jugendliche wünschen sich die Scouts Online-Schulungsangebote (46,5 Prozent) und Präventionskurse (47,8 Prozent). Für Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen empfehlen sie Informationsveranstaltungen (44,7 Prozent) und Schulungsangebote (40,2 Prozent). Konkretes Unterrichtsmaterial für Lehrerinnen und Lehrer zur Medienkompetenz fordern 57,9 Prozent.