Cornelia Prüfer-Storcks, Gesundheitssenatorin und Vorsitzende des LPA: „Ich freue mich sehr über die gute Entwicklung in den vergangenen Jahren. Gemeinsam haben wir wichtige qualitätssichernde Projekte für Hamburger Pflegebedürftige initiiert und unterstützt. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der steigenden Zahl an pflegebedürftigen Menschen ist es wichtiger denn je, dass wir unsere Anstrengungen fortsetzen und uns diesem Thema mit hoher Aufmerksamkeit widmen. Wir setzen im Hamburger Landespflegeausschuss deshalb weiter auf den Hamburger Weg, durch Kooperation aller an der pflegerischen Versorgung beteiligten Institutionen und Akteure die Qualitätsentwicklung voranzubringen. Mit dem „Runden Tisch Dekubitus“ haben wir eine weitere Maßnahme getroffen, um die Versorgungsqualität aus verschiedenen Perspektiven und auf Grundlage von Zahlen und Faktenkonsequent im Blick zu behalten.
Langes Liegen und mangelnde Bewegung sind die wichtigsten Gründe, die zur Entwicklung eines häufig schmerzhaften Druckgeschwürs führen können. Besonders ältere, bettlägerige oder bewegungseingeschränkte Menschen können davon betroffen sein. Um ein Wundliegen der Patientinnen und Patienten zu verhindern und die Entwicklung der dekubitusbezogenen Versorgungsqualität zu beobachten und kritisch zu bewerten, wurde von der Hamburgischen Pflegegesellschaft (HPG) der „Runde Tisch Dekubitus“ initiiert. Daran nehmen regelmäßig Vertreterinnen und Vertreter der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV), des Instituts für Rechtsmedizin im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung Nord (MDK), der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft (HKG), der Pflegekassen, des Landesseniorenbeirates, der Hamburger Altersmedizin sowie der Pflegeforschung teil.
Neue Datenauswertungen, die im Hamburger Landespflegeausschuss vorgestellt wurden, zeigen: Das Vorkommen von Druckgeschwüren bei Pflegebedürftigen ist deutlich zurückgegangen und auf einem beachtlich niedrigen Niveau: in 2018 auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Messung.
So konnte etwa im Rahmen der Krematoriumsleichenschau des Instituts für Rechtsmedizin am UKE eine weiterhin günstige Entwicklung hinsichtlich der Häufigkeit von schwerwiegenden Druckgeschwüren der Schweregrade III und IV registriert werden. Der Anteil an Patienten mit Dekubitus Grad III oder IV (0,57 Prozent in 2017) sank danach in 2018 hamburgweit noch einmal auf 0,47 Prozent. Zum Vergleich: 1998 lag das entsprechende Vorkommen noch bei durchschnittlich 2,0 Prozent.
Martin Sielaff, Geschäftsführer der Hamburgischen Pflegegesellschaft und Mitglied des LPA: „Das durchschnittliche Vorkommen von Dekubitus unter Hamburgs Pflegebedürftigen bewegt sich weiter auf einem beachtlichen Qualitätsniveau, auch wenn jeder vermeidbare Fall einer zu viel ist. Man kann das gute Ergebnis gar nicht hoch genug schätzen. Es gelingt, dem überwiegenden Teil der Hamburger Pflegebetriebe in einem ihrer zentralen Aufgabengebiete, nämlich dem Entstehen von Druckgeschwüren pflegerisch vorzubeugen, erfolgreich zu arbeiten. Respekt gebührt den engagierten Pflegekräften und ihren lernfähigen Einrichtungen, ohne die wir in Hamburg nicht so weit wären.“
Dr. Martin Schünemann, Abteilungsleiter Pflegeversicherung des MDK Nord und Mitglied des LPA: „Es gibt heute in Hamburg unter Pflegebedürftigen erfreulicherweise vergleichsweise wenige Fälle von schweren Dekubitus, die sich allerdings in bestimmten Einrichtungen mit offenbar strukturellen Problemen häufen können. Dann informieren wir aber die Landesverbände der Pflegekassen, es kommt zu Anhörungen oder zu Auflagen für die Einrichtungen. Die Lage ist also momentan im Grundsatz nicht besorgniserregend.“
Auch der Landespflegeausschuss Hamburg zeigt sich sehr zufrieden mit der nach wie vor guten Entwicklung der dekubitusbezogenen Versorgungsqualität. Er möchte dabei insbesondere das langjährige, auch nachhaltig sehr wirkungsvolle Engagement des Direktors des Instituts für Rechtsmedizin, Professor Klaus Püschel, und seiner Mitarbeitenden als Impulsgeber in Fragen der pflegerischen Versorgung älterer Menschen hervorheben.
Prof. Klaus Püschel, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin im UKE: „Für uns Rechtsmediziner kam es in der Vergangenheit darauf an, durch Untersuchung der Verstorbenen Anstöße für das Leben zu geben. Das ist uns bis heute ganz gut gelungen. Der Hamburger Trend zu einer weiter sinkenden Zahl an Druckgeschwüren ist stabil. Mit Blick allerdings auf die Fakten des demografischen Wandels mit mehr Pflegebedürftigen und weniger Pflegenden andererseits müssen wir am „Runden Tisch Dekubitus“ oder im Landespflegeausschuss hellwach bleiben; es gilt, die Lage jeweils vorbehaltlos zu analysieren und wenn nötig weitere für die pflegerischen Probleme sensibilisierende und qualitätssichernde Aktivitäten zu initiieren.“