Die Norddeutschen stehen Veränderungen im Gesundheitssystem ziemlich aufgeschlossen gegenüber. Wenn 85 Prozent der Befragten zum TK-Meinungspuls Gesundheit 2021 angeben, dass sie die elektronische Patientenakte (ePA) für eine gute Idee halten, dann ist das ein klares Statement. Denn mit der ePA sind Patientinnen und Patienten erstmals in der Lage, in eigener Sache ein umfassendes Gesundheitsmanagement auf ihrem Smartphone zu organisieren. Hier fließen ihre medizinischen Daten zusammen und die Patientinnen und Patienten entscheiden darüber, wer welche Daten einsehen und nutzen kann. Die Befragten können sich also eine sehr viel partizipativere Rolle vorstellen, als nur "informiert" zu sein. 

Sören Schmidt-Boden­stein

Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein

Gleiches gilt beim Thema Datenspende. Drei von vier Befragten sind bereit, medizinische Forschung durch eine freiwillige pseudonymisierte Übermittlung von Daten zu unterstützen. Und zwei von drei Befragten würden auch ihrer Krankenkasse die Daten für die Verbesserung von Versorgungsangeboten bereitstellen. Das sind hohe Zustimmungswerte, die die Politik in ihre weiteren Überlegungen aufnehmen sollte. 

"Die hohe Bereitschaft zur Datenspende ist wichtig"

Die Menschen haben offensichtlich Vertrauen in die Forschungsinstitutionen in Deutschland - und in die gesetzlichen Krankenkassen. Das ist berechtigt, weil wir in Deutschland hohe Anforderungen an den Datenschutz haben. Und weil Krankenkassen als Körperschaften des öffentlichen Rechts in besonderer Weise der Aufsicht durch Bund und Länder unterstehen. Zugleich ist die hohe Bereitschaft zur Datenspende deshalb so wichtig, weil es nur mithilfe der von den Patientinnen und Patienten zur Verfügung gestellten medizinischen Daten gelingen kann, neue präzise und passgenaue Versorgungs- und Präventionsangebote zu entwickeln. 

"Wir dürfen das Feld nicht allein den Tech-Konzernen und Co. überlassen"

Insgesamt treibt mich beim Thema digitale Transformation um, dass wir im System der gesetzlichen Krankenversicherung auf Grundlage der DSGVO deutlich mehr Handlungsmöglichkeiten erhalten müssen, als das heute der Fall ist. Patientinnen und Patienten entscheiden sich im Zweifelsfall für den "gefühlt" komfortabelsten Zugang zu Gesundheitsleistungen. Wir müssen also einen Rahmen finden, der neben aller notwendigen IT- und Datensicherheit auch die Entwicklung attraktiver Angebote im Bereich der Versorgung und der Prävention ermöglicht. Der TK-Meinungspuls zeigt, dass die Bereitschaft bei Patientinnen und Patienten für solche Neuerungen groß ist. Und dass sie hier auch entsprechende Angebote ihrer Krankenkasse erwarten. Jedenfalls dürfen wir das Feld nicht allein den Tech-Konzernen und Co. überlassen, die den deutschen Gesundheitsmarkt längst als attraktives Geschäftsfeld entdecken. 

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TK-Meinungspuls: Menschen im Norden beurteilen ihr Gesundheitssystem überaus positiv, wünschen sich aber Reformen.