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"DigitalRadar": Pilotphase abgeschlossen

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"DigitalRadar": Pilotphase abgeschlossen
© GettyImages/JIRAROJ PRADITCHAROENKUL

Die Reifegradmessung zur digitalen Zukunftsfähigkeit „DigitalRadar“ geht am 15. Oktober an den Start – das hat am Freitag das Health Innovation Hub (HIH) des Bundesministeriums für Gesundheit in einer virtuellen Kick-Off-Veranstaltung bekanntgegeben. Bei der Veranstaltung haben die Verantwortlichen des „DigitalRadars“ – Konsortium und Projektteilnehmer –, Vertreter:innen der Krankenhausgesellschaft sowie des Bundesministeriums für Gesundheit, Klinikpersonal und Mitarbeiter des Informationsmanagements teilgenommen. Knapp 1.300 Zuschauer:innen waren mit dabei. 

Die Identifikation sowie Entwicklung der Modellinhalte des „DigitalRadars“ basieren auf Kriterien des EMRAM-Modells, des KIT-CON-Modells und dem KHZG. Mit einer Literaturanalyse hat ein Expertengremium den Reifegradmesser anhand der Modelle entwickelt. Die sieben Modelldimensionen setzen sich aus Strukturen und Systemen, Resilienz, Management und Performance, Organische Steuerung und Datenmanagement, Klinische Prozesse, Informationsaustausch, Telehealth sowie Patientenpartizipation zusammen. Verschiedene Subdimensionen ergeben schließlich 234 Fragestellungen und ordnen sich den Modelldimensionen unter. Die meisten Kriterien mit insgesamt 74 besetzen die Kennzahlen und Applikationen, die wenigsten die Patientenpartizipation mit zehn Kriterien. 

Relevante Akteure für die Datenerhebung sind das klinische Personal, Verwaltung und Geschäftsleitung sowie Mitarbeiter aus dem Informationsmanagement. Die Bewertung funktioniere anhand zweier Scores, erläuterte Prof. Dr. Boris Augurzky vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung: Der „DigitalRadar“-Score vergleiche die deutschen Krankenhäuser untereinander. Eine 100-Punkte-Skala gebe den digitalen Stand des Krankenhauses wider. Der „EMRAM Indikator Score“ diene zum internationalen Vergleich, wie Augurzky weiter ausführte. Die Ergebnisse sollen schließlich über eine Online-Plattform bereitgestellt werden. Die Gesamtbewertung werde sich interaktiv darstellen lassen, kündigte Jörg Studzinski vom HIMSS Europe an: entweder nach „DigitalRadar“-Dimensionen, nach KHZG-Fördertatbeständen oder nach der krankenhausinternen Prozessbewertung. 

Insgesamt 13 Krankenhäuser haben an der Pilotierung teilgenommen, in der sie die Fragebogen bereits ausgefüllt und die Erhebungsplattform geprüft haben. Darunter sind die Asklepios Kliniken, die Charité – Universitätsmedizin in Berlin, der Elisabeth Vinzenz Verbund (EVV) und die Helios Kliniken. 

Sophia Cordes von den Asklepios Kliniken, Heike Schröder von den Johanniter Kliniken, Dr. Iris Dalhaus von der Charité sowie Wolf-Christian Varoß vom Elisabeth Vinzenz Verbund berichteten von ihren Erfahrungen. „Eine Datengrundlage ist wichtig“, verdeutlichte Dr. Dalhaus. Sie sei von der hohen Zahl an Fragen überrascht gewesen. Schröder betonte hingegen, dass vor allem auch kleine Häuser in dem Fragebogen berücksichtigt werden müssten. Kliniken mit mehreren Standorten sollten die Fragen am besten mit Durchschnittswerten beantworten. „Man muss es auf das Haus runterbrechen“, so Schröder. Cordes wies noch einmal darauf hin, wie wichtig es sei, die Beantwortung der Fragen intern abzustimmen und den Mitarbeitern einen Leitfaden an die Hand zu geben. Aus der Pilotierung gehe schließlich hervor, dass im Durchschnitt acht Personen für die Beantwortung des Fragenkatalogs benötigt werden. Auf circa zwölf Stunden verteile sich die Beantwortung der Kriterien außerdem. 
 
Der „DigitalRadar“ biete vor allem Mehrwert für die Krankenhäuser, da sind sich die Pilotkrankenhäuser einig. Verwertbare Ergebnisse, zufriedene Anwender und ein starkes Modell, sehen darin die Projektentwickler, die das Evaluierungsmodell im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) erarbeitet haben. Aus Sicht des BMG messe das Modell Effekte und Zielerreichung des KHZG, stärke Digitalisierungsstrategien auf allen föderalen Ebenen und ließe Maßnahmen für die Zukunft ableiten, sagte Thomas Süptitz, Leiter des Referats Cybersicherheit und Interoperabilität vom BMG. Das Modell sei partizipativ und transparent. Markus Holzbrecher-Morys von der Deutschen Krankenhausgesellschaft verdeutlichte zudem, wie wichtig die Evaluierung für viele Häuser sei, um den Digitalisierungsgrad im eigenen Haus festzustellen. Dies funktioniere nur mit ehrlichen Beantwortungen des Fragebogens.
 
Die Teilnahme der Krankenhäuser startet mit der Online-Registrierung und einer Teilnahmeanfrage. Daraufhin kommt er zu einer Prüfung der Teilnahmeberechtigung und Bereitstellung eines individuellen Links zur Online-Erhebungsplattform. Das Ausfüllen des Fragebogens folgt, woraufhin eine Qualitätssicherung die Vollständigkeit und Plausibilität prüft. Mindestens 95 Prozent der Fragen müssen dabei ausgefüllt werden und maximal fünf Fragen dürfen mit einem „Weiß nicht“ gekennzeichnet sein. Erst danach folgen die Auswertung der Daten und eine Berechnung des individuellen Reifegrades sowie weiterer Kennzeichen. Dann können die Ergebnisse bereitgestellt werden. 

Die erste Datenerhebung startet am 15. Oktober und soll bis 17. Dezember 2021 laufen, wie Prof. Dr. Alexander Geissler, stellvertretender Projektleiter, erklärt. Eine zweite Datenerhebung sei für das zweite Halbjahr 2023 geplant und der Abschlussbericht des Gesamtprojektes für Anfang 2024 veranschlagt. Die Teilnahme ist freiwillig, ausgenommen Krankenhäuser, die vor dem Hintergrund KHZG-Förderanträge gestellt haben und Förderbescheide erhalten. Die Daten der Kliniken sollten bis 3. Dezember 2021 übermittelt worden sein, so Jörg Studzinski. Die Häuser können sich auf der Website des „DigitalRadars“ www.digitalradar-krankenhaus.de registrieren, die Fragebögen beantworten und damit ihre Zukunftsfähigkeit messbar machen. Der nächste virtuelle Q&A-Workshop findet am 15. Oktober ab 10 Uhr statt. 

Das Reifegradmessmodell „DigitalRadar“ ist gemäß den Anforderungen des KHZG ausgestaltet. Ziel des Modells ist eine Analyse und Bewertung des Digitalisierungsstandes deutscher Krankenhäuser sowie der Effekte des Zukunftsfonds auf den jeweiligen Digitalisierungsgrad, die Versorgung von Patient:innen sowie die regionalen Versorgungsstrukturen. Das Modell ist ein Messungs- und Bewertungsinstrument. Es ermöglicht eine standardisierte und umfassende Bewertung des Digitalisierungsgrads mittels Selbsteinschätzung der Krankenhäuser und damit eine Herstellung internationaler Vergleichbarkeit. Die Ergebnisse der Evaluierung werden voraussichtlich erst Anfang 2022 veröffentlicht, wenn alle Häuser vollständig mitgemacht haben und die Ergebnisse analysiert und miteinander verglichen worden sind, teilt Claudia Dirks vom HIH mit. Letztlich soll die Evaluierung eine Gesamtanalyse des Verlaufs, eine Aussage über Trends sowie eine wissenschaftliche Evaluierung folgen.

Autor

 Anika Pfeiffer

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