Omikron in NRW auf dem Vormarsch Geboosterte müssen nicht mehr in Quarantäne

Düsseldorf · In NRW ist Omikron auf dem Vormarsch. Nun wollen die Gesundheitsminister die Quarantäne für Kontaktpersonen auf sieben Tage verkürzen, in wichtigen Berufen auf fünf Tage. Für geboosterte Kontaktpersonen soll sie ganz fallen. Die Ärzte im Rheinland fordern eine FFP2-Pflicht in Bus und Bahn.

 In Bus und Bahnen sollen Bürger wieder FFP2-Masken tragen, fordern Ärzte.

In Bus und Bahnen sollen Bürger wieder FFP2-Masken tragen, fordern Ärzte.

Foto: dpa/Marijan Murat

Die Omikron-Variante ist auf dem Vormarsch: In Nordrhein-Westfalen macht sie nach Angaben des Gesundheitsministeriums 14 Prozent der Infektionen aus. Wegen der hohen Ansteckung dürfte es nur noch Tage dauern, bis Omikron auch hier dominiert. In Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Baden-Württemberg gehen die meisten Ansteckungen bereits auf diese Variante zurück.

Um zu verhindern, dass es nun in weiten Teilen der Wirtschaft zu Personalmangel kommt, wollen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern die häusliche Auszeit verkürzen: Infizierte sollen nur noch für zehn Tage in Isolation, Kontaktpersonen nur noch für zehn Tage in Quarantäne. Nach sieben Tagen kann man sich durch einen PCR-Test freitesten. Kontaktpersonen, die Mitarbeiter der kritischen Infrastruktur und etwa in Krankenhäusern, bei Polizei, Wasser- und Energieversorgung tätig sind, können sich bereits nach fünf Tagen freitesten.

Die Minister berieten am Mittwoch einen entsprechenden Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und nahmen diesen an. Danach soll es auch einen zusätzlichen Anreiz zum Impfen geben: Kontaktpersonen müssen nach Lauterbachs Konzept gar nicht mehr in Quarantäne, wenn sie bereits geboostert sind. Diese Lockerung gilt auch, wenn die Zweitimpfung nicht länger als zwei Monate zurückliegt.

Der Virologe Christian Drosten hält sogar die komplette Abschaffung der Quarantäne für Kontaktpersonen für denkbar. Zum einen komme diese ohnehin oft zu spät, zum anderen sei ihre Einhaltung in einer Omikron-Welle durch die Gesundheitsämter noch weniger zu gewährleisten als ohnehin schon, sagte er in seinem Podcast. Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie der München Klinik Schwabing, warnte dagegen vor pauschalen Verkürzungen. Diese müssten wie die verkürzte Isolation unbedingt mit einem Test am Ende abgebunden werden. Es sei gefährlich, blind eine Quarantäne-Verkürzung anzuordnen: „Pflegepersonal und Ärzte dürfen nicht zu Zeitbomben werden, die das Virus zu den Patienten tragen.“

Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Frank Bergmann, forderte als weitergehende Maßnahmen im Kampf gegen Omikron die Wiedereinführung der FFP2-Pflicht in Bussen und Bahnen. „Bei einer hoch ansteckenden Virusvariante wie derzeit Omikron sind zum einen Hygiene- und Abstandsregeln im Alltag in jedem Fall weiterhin umfänglich geboten. Da im ÖPNV diese Regeln oftmals nur schwer einzuhalten sind, sollte das Tragen von FFP2-Masken im ÖPNV derzeit verpflichtend sein“, sagte Bergmann unserer Redaktion. „Einfache und auch nur nachlässig getragene OP-Masken bieten oftmals keinen wirklichen Schutz.“ Zudem sei es gut, wenn die Politik vielfältige Anreize beim Impfen setze. „Die Impfung, vor allem auch die Booster-Impfung, ist nach wie vor die beste Prophylaxe.“

Auch für Physiker und Modellierer Andreas Schuppert von der RWTH Aachen kann die durch Omikron starke Wachstumsdynamik nur durch gezielte Maßnahmen gebrochen werden. Zudem müsse die Hospitalisierungsrate dringend überarbeitet werden. Die Daten seien nicht tagesaktuell, es gebe eine systematische Untererfassung. „Das muss belastbarer werden.“

Die Schulen in Deutschland sollen aber zunächst offen bleiben. „Auch wenn sich die Pandemie durch eine neue Virusvariante verändert, müssen wir die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen noch stärker in den Blick nehmen. Das bedeutet, dass wir die Schulen erst dann schließen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind“, sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Karin Prien (CDU), am Mittwoch nach einer Sonderschalte der Minister. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) will am Montag, dem ersten Schultag nach den Weihnachtsferien, alle Schüler testen lassen. Die Testpflicht gilt auch geimpfte und genesene Schüler.

Am Freitag beraten die Ministerpräsidenten über weitere Kontaktbeschränkungen und die Impfpflicht. Vize-Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) sprach sich im „Spiegel“ für ein moderates Bußgeld für Impfverweigerer aus. Drakonische Strafen sollten nicht eingeführt werden. Zudem solle ein verpflichtendes Beratungsgespräch eingeführt werden.

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