Interview

CDU-Nachwuchspolitikerin Franca Bauernfeind: «Eine Frauenquote ist rigide und kein Schritt nach vorn»

Die deutschen Christlichdemokraten sollen für Frauen attraktiver werden, bloss wie? Der CDU-Wirtschaftsflügel will die Parteibasis über eine Frauenquote abstimmen lassen. Damit verbunden ist die Hoffnung, so die ungeliebte Regelung abzuschaffen.

Susann Kreutzmann, Berlin
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Friedrich Merz und Jens Spahn suchen die Zustimmung der Frauen-Union während ihrer Kandidatur für den CDU-Vorsitz 2018: Treffen mit Annette Widmann-Mauz (Mitte links) und Annegret Kramp-Karrenbauer.

Friedrich Merz und Jens Spahn suchen die Zustimmung der Frauen-Union während ihrer Kandidatur für den CDU-Vorsitz 2018: Treffen mit Annette Widmann-Mauz (Mitte links) und Annegret Kramp-Karrenbauer.

Mauersberger / Imago

Bei den deutschen Christlichdemokraten rumort es gewaltig. Mühsam hatten sie sich 2020 auf eine Stufen-Frauenquote geeinigt. Jetzt regt sich erneut Unmut. Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion, der einflussreiche Wirtschaftsflügel der Christlichdemokraten, will eine Mitgliederbefragung über die ungeliebte Frauenquote durchsetzen. Wenn ein Parteitag die Quote beschliesse, könne dies zu einem Konflikt an der Basis führen, argumentiert der Wirtschaftsflügel. Eine Befragung aller Mitglieder werde die Partei dagegen befrieden.

Rund drei Viertel aller CDU-Mitglieder sind männlich. Während die Frauen-Union in der CDU mehrheitlich für eine Quotenregelung votiert, sind neben dem Wirtschaftsflügel auch die Junge Union und der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) dagegen. Ein Gespräch mit der RCDS-Vorsitzenden Franca Bauernfeind über ihre Gründe.

Die 23-jährige Franca Bauernfeind ist seit Oktober 2021 Vorsitzende des Rings Christlich-Demokratischer Studenten. Sie studiert in Erfurt und engagiert sich in der CDU und der Jungen Union.

Die 23-jährige Franca Bauernfeind ist seit Oktober 2021 Vorsitzende des Rings Christlich-Demokratischer Studenten. Sie studiert in Erfurt und engagiert sich in der CDU und der Jungen Union.

Daniel Beck

Die SPD stellt derzeit vier Ministerpräsidentinnen, die CDU keine einzige. Auch die CDU-Landesvorsitzenden sind alle männlich. Die CDU scheint für junge Frauen nicht sonderlich attraktiv zu sein.

Ich finde, dass die CDU für junge Frauen attraktiv ist. Wir haben unter unseren Mitgliedern rund 25 Prozent Frauenanteil. Das ist keine gute Prozentzahl. Aber auch ich bin eine junge Frau, in der CDU und sehr gern dort.

Was hält denn junge Frauen davon ab, sich zu engagieren?

Es geht darum, dass wir zum Beispiel Sitzungen hybrid abhalten, dass nicht mehr nur Stammtischmentalität herrscht. Es muss auch in der Satzung verankert werden, dass Beschlüsse aus hybriden Sitzungen entsprechend gültig sind. Junge Menschen und Familien sagen dann eher, wir haben Lust darauf, bei euch mitzumachen. Wir müssen aber besonders junge Frauen motivieren, in die Partei zu kommen. Das geht über Vorbilder, nicht über eine Quote. Ich sehe meine Aufgabe auch darin, andere junge Frauen zu ermutigen.

Sie sind gegen die Einführung einer Frauenquote. Damit würden Sie ja auch den Beschluss des Bundesvorstands kippen, dass jedes dritte Mitglied in einem CDU-Führungsgremium eine Frau sein muss. Wäre das nicht ein Schritt zurück?

Es ist kein Schritt zurück. Wir waren vor rund zweieinhalb Jahren in der Satzungskommission zusammengekommen, wo ich auch Mitglied bin. Und ich habe schon dort gegen die Frauenquote gestimmt. Als RCDS sind wir ein junger Verband, und bei uns sind die Hälfte aller Landesvorsitzenden Frauen. Das zeigt doch, es geht auch ohne Quote. Für mich ganz persönlich ist klar: Eine Quote ist rigide und mitnichten ein Schritt nach vorn. Ich selbst komme aus Thüringen, dort gibt es Kreisverbände, wo es nicht die Fülle an Mitgliedern und schon gar nicht an Frauen gibt. Klar wollen wir Frauen und engagierte Mitglieder. Dafür kämpfe ich. Aber wenn ich so manchen für eine Quote von 50 Prozent argumentieren höre, frage ich mich, wann er das letzte Mal zu Gast bei kleineren Verbänden war.

Was sagen Sie zu den Argumenten der Befürworter einer Quote in der CDU wie der Frauen-Union?

Ich halte die Motivation von einigen Teilen der Frauen-Union für unehrlich. Insbesondere beim vergangenen Parteitag war zu beobachten, dass gerade die jungen Kandidatinnen der Jungen Union nicht die Unterstützung der Frauen-Union hatten. Ich hatte den Eindruck, dass es teilweise um das Fortkommen von wenigen und nicht um strukturelle Verbesserungen für weibliche Mitglieder an der Basis ging. Zu glauben, dass die Frauenquote der Allheilsbringer ist, ist einfach realitätsfern. Was soll als Nächstes kommen, eine Jugendquote? Das lehne ich alles ab.

Fühlen Sie sich denn vom Parteivorsitzenden ausreichend unterstützt? Friedrich Merz ist ja nicht gerade als Vorkämpfer für Gleichberechtigung bekannt.

Friedrich Merz nimmt das Thema sehr ernst. Er hat immer wieder betont, dass die CDU attraktiver für Frauen werden muss. Jetzt ist nur die Frage, wie das umgesetzt wird, und ich bin dafür, dass das ohne Frauenquote passiert.