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Vier-Tage-Woche und Co.: Warum es einen Kulturwandel in der Pflege braucht

Qualifizierte Pflegefachpersonen sind hart umkämpft – auch international. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, braucht es einen Kulturwandel auf dem Arbeitsmarkt, findet der Vorstandsvorsitzende des DRK Sangerhausen, Andreas Claus, der in diesem Bereich selbst Pionierarbeit leistet.

Vier-Tage-Woche
Foto: AdobeStock/magele-picture Immer mehr Pflegeeinrichtungen setzen auf die Vier-Tage-Woche.

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, werben viele Einrichtungen internationale Fachkräfte an. Die besten Voraussetzungen hat Deutschland dafür allerdings nicht. Da wären zum einen die vergleichsweise niedrigen Kompetenzen der Pflegeberufe im Vergleich zu den vielen Ländern, in denen die Pflege akademisiert ist. Zum anderen ist Deutschland mitnichten das „Nummer-Eins-Land für die Zukunft der Arbeit“, erklärt Claus im Interview in der März-Ausgabe der Fachzeitschrift Altenpflege: „Das größte Hemmnis ist die Sprache, das zweitgrößte die Wetterlage für Menschen, die aus Brasilien oder Spanien kommen, und das drittgrößte die Regelungswut bei der Berufsanerkennung.“

Weniger und flexibler arbeiten

Für Claus steht fest: Ohne eine bessere Arbeitskultur wird die Pflege in Deutschland in einer so mobilen und globalisierten Arbeitswelt nicht zukunftsfähig sein. Deshalb möchte er andere dazu motivieren, neue Arbeitszeitmodelle auszuprobieren, etwa die Vier-Tage-Woche oder sonstige Maßnahmen, um Arbeitszeiten zu verkürzen und zu flexibilisieren. Dabei nimmt er vor allem die Leitungsebene in die Pflicht. „Es braucht dafür eine Führungsetage, die das Commitment hat, das zu machen, und überzeugt ist, das hinzubekommen.“

Das DRK Sangerhausen hat zu Beginn des Jahres die Vier-Tage-Woche für alle Mitarbeitenden eingeführt – begleitet von einer Stundenreduktion von 39 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Wie das in Zeiten des Fachkräftemangels funktioniert? Claus setzt darauf, dass sich die Effekte der Vier-Tage-Woche, die mehrere Studien ausgewiesen haben, auch bei seinen Mitarbeitenden bestätigen: Durch längere Erholungszeiten sinken krankheitsbedingte Ausfälle. Schon ein Rückgang um 25 Prozent würde die Stundenreduktion überkompensieren.